Geständnis nach Autobrand an Tankstelle in Gütersloh: Ehemann gibt Tötung zu
Gut ein Jahr nach dem tödlichen Feuerdrama an einer Aral-Tankstelle in Gütersloh gibt es eine entscheidende Wendung: Der heute 36 Jahre alte Ehemann der getöteten Frau hat vor Gericht eingeräumt, seine Ehefrau in der gemeinsamen Wohnung getötet zu haben und anschließend mit ihrem Leichnam zur Tankstelle gefahren zu sein.
Über den dramatischen Brand in der Nacht zum 10. Oktober 2024 hatten wir bereits ausführlich berichtet. Damals stand zunächst die Frage im Raum, ob ein tragischer Unfall oder ein Verbrechen hinter dem Inferno an der Zapfsäule steckt.
Prozessauftakt am Landgericht Bielefeld – Geständnis nach Autobrand an Tankstelle in Gütersloh
Am Freitag begann am Landgericht Bielefeld der Mordprozess gegen den ukrainischen Staatsbürger. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seine 28-jährige Ehefrau in der Nacht zum 10. Oktober 2024 in der gemeinsamen Wohnung in Gütersloh erwürgt zu haben. Anschließend soll er die Tote auf den Beifahrersitz seines Citroën gelegt, zur Tankstelle am Nordring gefahren und das Auto an einer Zapfsäule mit Benzin in Brand gesetzt haben, um Spuren zu verwischen.
Gleich zu Beginn der Verhandlung ließ der Angeklagte über seinen Verteidiger erklären, dass er die Tötung einräumt. Er schilderte, wie ein eskalierender Streit mit seiner Frau in der Wohnung in Gewalt umschlug. Laut Anklage war die Ehe stark belastet, weil die Frau sich trennen wollte. Die Ermittler sehen darin ein mögliches Motiv für die Tat.
Angeklagter beschreibt Streit in der Wohnung
Nach seinen Angaben geriet das Paar in der Nacht heftig aneinander. Er habe sich zunächst ins Schlafzimmer zurückgezogen, der Konflikt sei jedoch erneut hochgekocht. In dieser Situation habe er seine Frau gewürgt, bis sie leblos zusammengesackt sei. Anschließend habe er sie ins Auto gebracht, die Kinder im Glauben zurückgelassen, die Mutter sei unterwegs, und sei zur Tankstelle gefahren.
Dort tankte er nach eigenen Worten Benzin nach, verteilte es teilweise im und unter dem Fahrzeug und zündete den Wagen an. Dabei erlitt er selbst schwere Brandverletzungen, bevor er sich von der Tankstelle wegschleppte und schwer verletzt gefunden wurde.
Tatnacht: Vom Wohnhaus zur Feuerhölle an der Zapfsäule
In der Brandnacht rückten Feuerwehr und Polizei gegen 1.40 Uhr zu der Tankstelle am Nordring aus. Das Auto stand beim Eintreffen bereits in Vollbrand. Wie eine gemeinsame Presseerklärung von Staatsanwaltschaft Bielefeld und Polizei Bielefeld schildert, entdeckten Einsatzkräfte nach dem Löschen des Feuers eine tote Frau auf dem Beifahrersitz, während der Fahrer mit schwersten Verbrennungen im Nahbereich lag.
Eine Tankstellenmitarbeiterin betätigte sofort den Not-Aus-Schalter und trennte die Kraftstoffversorgung, sodass es trotz der Flammen nicht zu einer noch größeren Katastrophe kam. Für die junge Frau kam dennoch jede Hilfe zu spät.
Ermittler hielten das Geschehen zunächst für Unfall
Die Mordkommission „Nord“ übernahm zwar früh die Ermittlungen, doch zunächst deutete vieles auf ein Unglück hin. Obduktionsergebnisse ergaben zu Beginn keine eindeutigen Hinweise auf Gewalteinwirkung, weshalb die Behörden den Brand an der Tankstelle vorübergehend als tragischen Unfall einordneten.
Im Laufe der weiteren Ermittlungen änderte sich die Bewertung jedoch grundlegend. Ein aktuelles Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass die 28-Jährige bereits vor dem Brand tot war. Daraufhin richtete sich der Verdacht erneut gegen den Ehemann. Laut weiterer gemeinsamer Erklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei nahmen Einsatzkräfte den Mann Ende Juni 2025 an seiner Wohnanschrift fest; ein Haftrichter erließ Untersuchungshaftbefehl wegen Totschlags.
Vorwurf des Femizids und weiterer Prozessverlauf
Im jetzigen Verfahren steht der Angeklagte wegen Mordes vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem Femizid und sieht die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe als erfüllt an: Der Mann soll seine Frau in einem Moment der Arg- und Wehrlosigkeit angegriffen haben, weil er ihre Trennungsabsichten nicht akzeptierte.
Die Verteidigung dürfte im Prozessverlauf versuchen, die Tat eher als eskalierte Beziehungstat ohne Mordmerkmale darzustellen. Dann käme eine Verurteilung wegen Totschlags in Betracht. Ob das Gericht dieser Bewertung folgt, bleibt offen. Nach Angaben der Justiz sind mehrere Verhandlungstage bis kurz vor Weihnachten angesetzt. Aktuelle Informationen zu Struktur und Aufgaben der Staatsanwaltschaft finden sich auf der Seite der Staatsanwaltschaft Bielefeld.
Für die Angehörigen der getöteten Frau und die gemeinsamen Kinder bedeutet das Geständnis zwar ein wichtiges Puzzleteil, es beantwortet jedoch längst nicht alle Fragen. Der Prozess soll klären, wie genau die letzten Stunden des Opfers aussahen, welche Rolle der vorausgegangene Streit spielte und ob das Gericht den Vorwurf des Mordes bestätigt.
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