Bericht zur Kriminalstatistik 2024
Remagen –
Allgemeines und Grunddaten
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist eine Zusammenstellung aller der Polizei in einem bestimmten geografischen Raum bekannt gewordenen strafrechtlichen Sachverhalte. Im Fall der PI Remagen umfasst dieser Raum die Stรคdte Remagen und Sinzig, Stadt und Verbandsgemeinde Bad Breisig sowie groรe Teile der VG Brohltal – ein Gebiet von rund 200 qkm mit insgesamt etwa 61000 Einwohnern.
Straftatenaufkommen ansteigend
Im Vergleich zum Jahr 2023 ist das Straftatenaufkommen bei der PI Remagen im Jahr 2024 gestiegen.
So wurden im Jahr 2024 insgesamt 3637 Straftaten erfasst, was einen Anstieg der Straftaten um 18,82 % (+576 Fรคlle) darstellt.
Von den im Jahr 2024 erfassten 3637 Straftaten konnten 2191 Fรคlle aufgeklรคrt werden. Dies entspricht einer AQ von 60,2 %, (2023 64,1%). Es wurden 1736 Personen als Tatverdรคchtige erfasst (Vorjahr 1.574), darunter 41 Kinder (bis 13 Jahre), 74 Jugendliche (14-17 Jahre) und 79 Heranwachsende (18 – unter 21 Jahre). Damit wurden insgesamt 194 Tatverdรคchtige unter 21 Jahren festgestellt, was einem Anteil an der Gesamtzahl der ermittelten Tatverdรคchtigen von ca. 11,2% entspricht. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdรคchtigen (TV) lag bei 27,7% und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 % gefallen.
Von den bereits erwรคhnten 3637 registrierten Straftaten wurden 2420 Fรคlle bei der PI Remagen abschlieรend bearbeitet. Das entspricht einem Anteil von ca. 66,5 %. Die nicht abschlieรend bearbeiteten Strafanzeigen wurden dabei jedoch in aller Regel von der Remagener Polizei im sogenannten “Ersten Angriff” aufgenommen, in der Folge aber bei anderen Dienststellen, in deren eigentlicher Zustรคndigkeit die Sachbearbeitung liegt, endbearbeitet.
Andere Dienststellen in diesem Zusammenhang sind hier zum Beispiel die Kriminalinspektion Mayen (KI), die Bundespolizei (insbesondere bei Delikten im und um den Bahnverkehr), sowie in besonderen Einzelfรคllen auch die kriminalpolizeilichen Einrichtungen in Koblenz.
Dabei liegt der Schwerpunkt in der Zusammenarbeit sicherlich bei der KI Mayen. Die รผber Jahre bereits praktizierte enge Zusammenarbeit mit der KI Mayen wurde seit 01. Juli 2024 zusรคtzlich intensiviert. Im Rahmen des landesweiten Projekts “KriBe 5.0 – Kriminalitรคtsbekรคmpfung der Zukunft” wurde ein Regionalkommissariat der KI Mayen mit Sitz bei der PI Remagen eingerichtet.
Der erste Angriff findet jedoch oftmals durch die Kolleginnen und Kollegen des Wechselschichtdienstes der PI Remagen statt, die Endsachbearbeitung liegt hรคufig bei der KI Mayen, seit Juli 2024 in vielen Deliktsbereichen beim besagten Regionalkommissariat Remagen. Hier werden dann in enger Zusammenarbeit zwischen Schutz- und Kriminalpolizei die Taten der einzelnen Tรคter zusammengefรผhrt, Muster erkannt und die Beweislage verdichtet, um eine spรคtere Verurteilung erreichen zu kรถnnen.
Zahl der Einbrรผche steigt an, bleibt aber insgesamt auf einem niedrigen Niveau
Die Anzahl der erfassten Fรคlle von Wohnungseinbruchsdiebstahl (WED) sowie Tageswohnungseinbruch (TWE) sank in den Vorjahren deutlich ab.
Dieser Trend hat sich seit dem Jahr 2022 nicht fortgesetzt, denn die Fallzahlen stiegen in diesem Bereich, wenn auch nur leicht, an. So wurden im Jahr 2024 im Bereich WED 50 Fรคlle erfasst, was gegenรผber dem Vorjahr einer Verรคnderung von +3 Fรคllen entspricht. Allerdings blieb es in 28 Fรคllen nur beim Versuch des WED. Hier spielen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Beratungsangebote zum Einbruchschutz sowie sie Sensibilisierung der Nachbarschaft (Stichwort: “Wachsamer Nachbar”) eine wichtige Rolle.
Im Rahmen der Einbruchsberatungen vor Ort werden mรถgliche Schwachstellen, die die Tรคter zum Einbruch nutzen kรถnnen, erkannt, analysiert und in der Folge gesichert, so dass es fรผr die Tรคter beim Versuch bleibt.
Rohheitsdelikte gestiegen
Rohheitsdelikte wie Raub und Kรถrperverletzungsdelikte werden oft in sozialen Medien thematisiert und beeinflussen das subjektive Sicherheitsgefรผhl. Insgesamt wurden 708 Rohheitsdelikte registriert. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung um 132 Fรคlle. Die AQ lag bei erfreulichen 91,5 %.
Bei den registrierten Raubdelikten kam es im Vergleich zum Vorjahr zu einem Fall mehr. Es wurden 14 Raubdelikte registriert (Vorjahr 13).
Kรถrperverletzungen spielen eine groรe Rolle innerhalb der Rohheitsdelikte. So wurden im Jahr 2024
408 Kรถrperverletzungen registriert (Vorjahr 370 Fรคlle, +38 Fรคlle, +10,3%). Die AQ betrug bei den
KV-Delikten 92,6%, was gegenรผber dem Vorjahr (95,1%) eine Minimierung von -2,5% bedeutet.
รber Jahre betrachtet liegt hier die Aufklรคrungsquote jedoch im Mittel sowie auf hohem Niveau.
>Oftmals kennen sich bei Kรถrperverletzungen Opfer und Tรคter, oder es gibt sonstige konkrete Ermittlungsansรคtze wie gute Tรคterbeschreibungen oder Zeugen, was die Aufklรคrung erleichtert. Im Bereich bei den gefรคhrlichen Kรถrperverletzungsdelikten in der รffentlichkeit, also auf Straรen, Wegen und Plรคtzen, wurden 32 Fรคlle erfasst.
Hรคusliche Gewalt bleibt aktuelles Thema
Die Zahl der Straftaten im Bereich der hรคuslichen Gewalt liegt bei 234 registrierten Fรคllen in 2024. Partnerschaftsgewalt sowie innerfamiliรคre Gewalt sind bekanntlich vielschichtig und daher soll nicht verschwiegen werden, dass es in den 234 registrierten Fรคllen 164-mal zu unmittelbaren kรถrperlichen รbergriffen kam, also Kรถrperverletzungen im engeren Sinne.
Die Daten in diesem Deliktsbereich sind zwiespรคltig, weil es in 2024 auch Einzelfรคlle im Bereich der
PI Remagen gab, die ein wiederholtes polizeiliches Eingreifen erforderlich machten – statistisch betrachtet zรคhlt das zumeist aber nur als “ein Fall”.
Bei diesen Konstellationen bleibt es regelmรครig nicht nur bei einem Polizeieinsatz und einer Strafanzeige, vielmehr wird damit ein engmaschiges Hilfs- und Betreuungsangebot ausgelรถst, in das eine Reihe
von staatlichen wie nichtstaatlichen Hilfsorganisationen eingebunden sind, z.B. Interventionsstelle, Jugendamt, Weiรer Ring, Opferbetreuung aber auch die Tรคterarbeitseinrichtungen “CONTRA hรคusliche Gewalt”, die nicht das Opfer, sondern den Tรคter in den Fokus ihrer Maรnahmen stellen.
Professionelle Hilfsangebote gibt es inzwischen also sehr viele, Teil der Realitรคt ist aber auch, dass es nach polizeilicher Erfahrung auf Seiten der Betroffenen hรคufig immer noch viel รberwindung oder รberzeugungsarbeit braucht, diese Hilfe รผberhaupt anzunehmen bzw. fรผr sich selbst die Rolle des hilfsbedรผrftigen Opfers zu akzeptieren.
Sachbeschรคdigungen auf รถffentlichen Wegen und Plรคtzen gestiegen
Sachbeschรคdigungen sind insgesamt von 256 Delikten im Jahr 2023 auf aktuell 301 Delikte
gestiegen (+ 45 Fรคlle, +17,6%). Von den angezeigten Sachbeschรคdigungen entfielen 111 auf Sachbeschรคdigungen an KFZ (Vorjahr 105 Fรคlle, +6 Fรคlle, +5,7%).
Insgesamt wurden 98 Fรคlle von Sachbeschรคdigungen auf รถffentlichen Wegen und Plรคtzen
(Vorjahr 80 Fรคlle) registriert, was einer Steigerung von 18 Fรคllen und damit +22,5% entspricht.
Betrugsdelikte – Tatmittel Internet spielt eine zentrale Rolle
Auf den ersten Blick wird es viele Betrachter erstaunen, dass die Betrugsdelikte bei der PI Remagen seit Jahren rรผcklรคufig sind. Waren es in 2015 noch รผber 900 Fรคlle, sank deren Zahl kontinuierlich auf unter 500 Fรคlle, aktuell 495 Delikte in 2024 (2023: 451 Fรคlle).
Wie kommt es dann, dass fast jeder in seinem Familien- oder Bekanntenkreis jemanden kennt, der in den letzten 12 Monaten tatsรคchlich oder beinahe Opfer einer betrรผgerischen Attacke wurde? Ein ebenso wesentlicher wie einleuchtender Erklรคrungsansatz liegt im Tatort- bzw. Territorialprinzip der Kriminalstatistik begrรผndet.
Die groรe Masse der (Serien-) Betrugsdelikte wie etwa Anrufe falscher Polizeibeamter oder anderer Amtstrรคger, Microsoft-Support-Anrufer, falsche Gewinnbenachrichtigungen, Bitcoin-Erpressungen, falsche Inkassoschreiben oder ausgespรคhte Kreditkartendaten, um nur einige der gรคngigsten Maschen zu nennen, wird inzwischen รผber das Telefon und/oder das Internet abgewickelt.
Die Tรคter befinden sich in diesen Fรคllen also gar nicht kรถrperlich innerhalb des Dienstgebietes der
PI Remagen und in vielen Fรคllen nicht einmal innerhalb Deutschlands. Ein Teil dieser Delikte wird daher in der PKS รผberhaupt nicht erfasst. Sie werden zwar “gezรคhlt”, aber in der Regel keinem bestimmten Ort oder Region als Tatort zugerechnet. Allerdings wohnen im Bereich der PI Remagen natรผrlich viele Opfer bzw. Geschรคdigte dieser รผberregionalen Betrugsmaschen, so dass die Aufnahme, Erstbearbeitung und Steuerung dieser Delikte auch bei der PI Remagen sehr viel Zeit und Personalressourcen bindet – und fรผr viel Verรคrgerung bei den Betroffenen sorgt.</strong>
Rauschgiftdelikte gesunken
Im Bereich der Rauschgiftdelikte wurden im Jahr 2024 insgesamt 271 Fรคlle registriert. Das bedeutet, dass damit 62 Fรคlle weniger als im Jahr 2023 bekannt wurden (333 Fรคlle im Vorjahr, -18,6%). Die AQ liegt im Jahr 2023 bei 93%. Verstรถรe in Zusammenhang mit Cannabis wurden in 75 Fรคllen erfasst (Vorjahr 164 Fรคlle, -54,3%). Die Legalisierung von Cannabis spiegelt sich dementsprechend in diesem Bereich wieder.</p>
Rauschgiftdelikte zรคhlen zum Bereich der sogenannten “Kontrollkriminalitรคt”, das heiรt, dass Lageerkenntnisse stark von Ausmaร und Intensitรคt der Bemรผhungen der Strafverfolgungsbehรถrden
abhรคngig sind. Dem wird im Bereich der PI Remagen durch entsprechende Kontrollmaรnahmen Rechnung getragen, um das Etablieren einer “Szene”, mit all den negativen Begleiterscheinungen, zu verhindern.</strong>
Neben der Bekรคmpfung der Szene vor Ort kommt der Ermittlungsarbeit eine bedeutende Rolle zu.
Hier sei nochmals auf die Zusammenarbeit mit der KI Mayen hingewiesen. Die Feststellungen vor Ort werden der in der Regel fรผr die Endsachbearbeitung zustรคndigen KI Mayen mitgeteilt. Hier werden die Erkenntnisse gesammelt, bewertet und ggf. grรถรere Ermittlungsverfahren gegen erkannte Strukturen eingeleitet. Oftmals ergeben sich dann innerhalb dieser Verfahren weitere Verfahren, z.B. gegen identifizierte Dealer, Kuriere etc.
Fazit
Abschlieรend ist festzustellen, dass das Straftatenaufkommen im Dienstbezirk der PI Remagen in der Gesamtheit im Jahr 2024 gestiegen ist.
Die Anzahl der erfassten Straftaten bewegt sich allerdings in der Gesamtbetrachtung รผber die vergangenen 10 Jahre hinweg weiterhin auf einem niedrigen Niveau.</strong>
