Verletztes Ehrgefühl Fürstenfeldbruck
Ein bespucktes Auto löste einen der brutalsten Überfälle aus, der derzeit vor dem Landgericht München II verhandelt wird. Vier Männer stürmten eine Wohnung in Fürstenfeldbruck, fesselten und folterten zwei Opfer mit Werkzeugen – und filmten die Gewalttaten.
Tatablauf: Gewalt, Demütigung, Diebstahl
Das Opfer und sein Begleiter rechneten mit nichts, als plötzlich drei Männer und eine Frau zuschlugen. Die Täter benutzten Zangen, Schraubendreher und eine Heckenschere, um die Opfer zu quälen. Gleichzeitig filmten sie die Szenen und zeigten die Gewalt deutlich.
Nachdem sie mehrfach auf Kopf und Oberkörper geschlagen hatten und ihr Opfer mehrere Knochenbrüche erlitt (unter anderem Nase, Arm, Rippe), stahlen die Täter Wertsachen: etwa 2000 Euro, drei Handys und sogar einen BMW M5. Der vierte Täter bleibt bislang unbekannt. Die Frau im Quartett hatte offenbar als Lockvogel gedient. Für ihre Rolle soll ihr eine Summe versprochen worden sein.
Motivation: „Ihr habt meine Ehre beschmutzt“
Die Anklage geht davon aus, dass die Tat aus einem verletzten Ehrgefühl entstand.
Ein Angreifer schrie bei der Tat: „Ihr habt meine Ehre beschmutzt“, nachdem sein Auto – seiner Schwester gehörend – bespuckt worden sei. Dieses Geschehen sei laut Anklage als Auslöser für die brutale Tat.
Gerichtsverhandlung & offene Fragen
Judy M. (21), Sebastian S. (22) und Daniel L. (25) stehen mit einer weiteren Person vor Gericht. Angedacht sind gefährliche Körperverletzung, besonders schwerer Raub und die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs. Die Verhandlung verzögerte sich, weil wichtige Akten fehlten – über 1.000 Seiten mussten den Angeklagten erst zur Verfügung gestellt werden.
Das Opfer musste operiert werden, nachdem es sich befreit hatte. Der Prozess wirft Fragen auf: Wird der vierte Täter benannt? Welche Rolle spielte die Frau als Lockvogel? Und wie bewerten die Richter das Motiv Ehrverletzung?
Relevanz & Ausblick
Der Fall zeigt, wie vermeintlich kleine Provokationen zu extremer Gewalt eskalieren können.
Er beleuchtet den Einfluss von Ehrgefühl und Scham als juristisch relevantes Motiv. Sobald weitere Geständnisse vorliegen, verschiebt sich möglicherweise das Bild – und auch die juristische Bewertung.
