Die Kanzlerin hatte vor 7 Tagen bei Anne will schon laut รผber ein einheitliches Vorgehen bei der Bekรคmpfung der Corona-Pandemie nachgedacht.
Zu sehr hatte sie sich รผber den fรถderalen Flickenteppich von Maรnahmen geรคrgert, bei dem immer wieder einzelne Landesregierungen von den eigentlich in den Ministerprรคsidentenkonferenzen beschlossenen Regeln der โNotbremseโ abweichen. Nach ihrer รberzeugung reichen vielerorts die aktuell gรผltigen Regeln nicht aus, zu zรถgerlich agieren einzelne Landesregierungen. Andere wollen gar umfangreiche รffnungsschritte verordnen. Dabei ist aktuell auch keine parteipolitische Einigkeit zu erkennen. Wรคhrend zum Beispiel Rheinland-Pfalz mit der SPD Ministerprรคsidentin Manu Dreyer an der Spitze gerade sehr strenge Notbremse-Regeln fรผr die Kommunen รผber der 100er Inzidenz angeordnet und dabei auch vor nรคchtlichen Ausgangssperren nicht halt gemacht hat, denkt zum Beispiel das CDU-gefรผhrte Saarland รผber weitere รffnungsschritte nach. Die konkrete Ausgestaltung der Regeln ist nun mal Lรคndersache und aktuell scheint es so, dass jeder macht, was er will.
Doch Merkel hat noch eine โTrumpfkarteโ im รrmel und hatte bereits im Gesprรคch mit Anne Will eine kurzfristig mรถgliche Neuregelung des Infektionsschutzgesetzes ins Spiel gebracht. Sie wolle darรผber noch nachdenken, hieร es vor einer Woche. Nun bekommt die Kanzlerin weitere Unterstรผtzung bei ihrer Position: Bundesinnenminister Seehofer und der bayrische Ministerprรคsident Sรถder plรคdieren nach Medieninformationen mittlerweile ebenfalls fรผr bundesweite und einheitliche Regelungen jenseits von Inzidenzwerten รผber 100. Sรถder hatte zudem zusammen mit dem Ministerprรคsidenten von Baden-Wรผrttemberg Wilfried Kretschmann einen offenen Brief an die 16 Lรคnderchefs geschrieben und auch darin fรผr hรคrte Maรnahmen plรคdiert.
Aber wie kรถnnten solche Regeln aussehen? Zunรคchst steht der Prรคsenzunterricht in den Schulen auf der Kippe. Laut Bildungsministerin Karliczek (CDU) hรคngt der โPrรคsenzunterricht aktuell am seidenen Fadenโ. Auch eine allgemeine Testpflicht fรผr Unternehmen wird diskutiert. Hier setzte man zuletzt auf freiwillige Maรnahmen. Homeoffice soll รผberall dort, wo es mรถglich ist, angewandt werden. Auch eine bundesweite Pflicht zum Tragen von FFP2 Masken wรคre dann wahrscheinlich.
Und wie von vielen befรผrchtet, kรถnnte es dann auch zu bundesweiten Ausgangsbeschrรคnkungen mit nรคchtlichen Ausgangssperren fรผr alle Bรผrger kommen. Ein Instrument, vor dem sich die Landespolitik bisher gefรผrchtet und in den meisten Fรคllen auch gedrรผckt hat. Ein entsprechender โharterโ Lockdown kรถnnte dann durchaus mehrere Wochen dauern und das wirtschaftliche und soziale Leben in Deutschland auf ein Minimum herunterfahren.
Die Bundeskanzlerin hatte ein Entscheidung nach Ostern angekรผndigt, die Tatsache, daร mit Sรถder, Seehofer oder Kretschmann nun die ersten Unterstรผtzer lauter werden, kรถnnte mit einer bald nahenden Entscheidung im Sinne von Angela Merkels Politik der Vorsicht und der Beschrรคnkungen zusammen hรคngen.
In jedem Fall mรผรte eine Verรคnderung des Infektionsschutzgesetzes aber durch den deutschen Bundestag legitimiert und durch den Bundesrat bestรคtigt werden. Laut Innenminister Seehofer kรถnnte โein solches Gesetzt in kรผrzester Zeit beschlossen und durch Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden.โ Damit wรคre auch โgrรถรtmรถgliche Legitimation hergestellt, was ja die Opposition immer wieder gefordert hatteโ, so Seehofer weiter. An der Frage, ob so eine Gesetzesรคnderung dann insbesondere den Bundesrat mit grรถรerem Einfluร auch der Oppositionsparteien passieren wรผrde, wรผrde sich dann zeigen, wie stark oder aber angeschlagen Angela Merkel als Kanzlerin von Deutschland noch ist.
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