Jeder kann sich impfen lassen, da muss der Staat nicht mehr die Kosten für Corona-Schnelltests übernehmen – so lautet der Beschluss von Bund und Ländern, der nun in Kraft tritt. Damit wird das Leben für die meisten Ungeimpften jetzt teuer, für alle wohl auch komplizierter.
Ohne Impfung wird der Corona-Alltag ab nächster Woche für viele komplizierter – und auch teurer. Denn Schnelltests, die Nicht-Geimpfte inzwischen häufig für den Zugang zu Restaurants oder Veranstaltungen brauchen, sind ab dem 11. Oktober, also ab Montag nicht mehr einfach für alle gratis. So wurde es mit mehreren Wochen Vorlauf angekündigt, jetzt ist es so weit. Das soll und könnte durchaus auch einen praktischen Anreiz für noch zögernde Menschen bedeuten: Tests werden mühsamer und kosten nun meistens etwas, Impfungen eben nicht. Es gibt aber auch Kritik an der Regelung.
Was ändert sich ab Montag?
Schnelltests durch geschultes Personal samt Ergebnis-Bescheinigung muss man künftig in der Regel selbst zahlen. Gratis bleiben sie noch für Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Das legt eine Verordnung von Gesundheitsminister Jens Spahn fest, die einen Bund-Länder-Beschluss umsetzt.
Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten hatten im August vereinbart, dass das vom Bund seit März finanzierte Angebot mit kostenlosen “Bürgertests” für alle auch ohne Corona-Symptome enden soll. Da kostenlose Impfungen für alle möglich sind, sei eine dauerhafte Übernahme der Testkosten durch die Steuerzahler nicht länger nötig, hieß es zu Begründung.
Für wen genau gibt es weiter kostenlose Tests?
Vorgesehen sind einige Übergangsregeln. Sie sollen zunächst bis zum 31. Dezember gelten. Tests bleiben bis dahin kostenlos für
- Kinder von 12 bis 17 Jahren
- Schwangere
Denn für sie gibt es erst seit kürzerer Zeit eine allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), sie sollen daher mehr Zeit für Impfungen haben.
Gratis-Tests bekommen generell weiterhin Menschen,
- die aufgrund einer medizinischen Kontraindikation – wie beispielsweise einer Überempfindlichkeit – nicht gegen das Coronavirus geimpft werden können.
- bei denen der Verdacht auf eine Corona-Infektion besteht.
- die zum Beenden einer Quarantäne ein negatives Testergebnis brauchen.
- die Kontaktpersonen eines Corona-Erkrankten sind.
- die das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben oder erst seit drei Monaten zwölf Jahre alt sind.
- Personen aus dem Ausland, die sich für ein Studium in Deutschland aufhalten und mit in Deutschland nicht anerkannten Impfstoffen geimpft wurden noch bis zum 31. Dezember.
Welche Nachweise braucht man jetzt für Gratis-Tests?
Um auch weiterhin kostenlose Tests zu bekommen, muss man bei der Teststelle einen amtlichen Ausweis mit Foto vorlegen – bei Kindern ist so auch das Alter zu belegen.
Extra Nachweise wie ein ärztliches Zeugnis sind nötig, wenn man sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann – eine Diagnose muss nach Ministeriumsangaben nicht angegeben werden. Drauf stehen müssen aber Name, Anschrift und Geburtsdatum sowie Angaben zum Aussteller des Attests. Zum Nachweis einer Schwangerschaft kann der Mutterpass genutzt werden.
Und was sollen Corona-Tests künftig kosten?
Wie teuer Tests werden, muss sich unter den neuen Marktbedingungen erst noch zeigen. Zuletzt gingen Angebot und Nachfrage wegen immer mehr Impfungen zurück. So waren auf einem Info-Portal zeitweise rund 6000 Apotheken zu finden, die Tests machen. Inzwischen sind es nach Verbandsangaben noch 4400. Neben Apotheken sind bundesweit auch tausende Teststellen entstanden. Die ersten sind bereits wieder dicht, ab Montag könnte eine echte Schließungs-Welle folgen. Anbieter müssen Kosten für Material, separate Räume und Personal kalkulieren. Es wird damit gerechnet, dass sich am Markt Preise um die 20 Euro etablieren werden. Relativ günstig kommt noch weg, wer sich beim Bayerischen Roten Kreuz testen lassen will oder muss. “Der Testpreis in den BRK-Testzentren ist derzeit auf 11,50 Euro festgesetzt”, so das BRK. Auf Sylt und in Hannover werden aktuell Schnelltests für 15 Euro angeboten, in Berlin und München können für die nächste Woche problemlos Test-Termine für 19,90 Euro gebucht werden, im brandenburgischen Cottbus werden 27,48 Euro fällig. Am Düsseldorfer und am Frankfurter Flughafen sind 29 Euro zu zahlen. In Leipzig und Dresden schlagen Tests je nach Anbieter mit bis zu 34,90 Euro zu Buche, am Airport Stuttgart mit 35 Euro und das Testzentrum in der Kölner Südstadt möchte sogar 42,75 Euro haben. Noch teurer ist es nur am Flughafen München. Der Anbieter Medicare verlangt 73,27 Euro. Pro Schnelltest, versteht sich.
Bisher bekommen Anbieter pro Schnelltest 11,50 Euro Vergütung, für genauere PCR-Tests gibt es etwa 43 Euro. Für Selbstzahler sind diese aber oft teurer – umso mehr, je schneller das Laborergebnis kommt. Die Bundesregierung weist darauf hin, dass Beschäftigte sich in Firmen kostenlos testen lassen können.
Welche Argumente gegen kostenpflichtige Tests gibt es?
Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen warnte, die Umstellung komme zu früh. “Ohne Gratistests werden wir weniger Testergebnisse bekommen, mehr Infektionen werden unerkannt bleiben”, sagte er. “Wir laufen in eine Schattenpandemie.”
Statt kostenlose Tests zu streichen, sollten sie mit der Impfkampagne verknüpft werden. “Wer eine Impfberatung annimmt, sollte im Gegenzug einen Gratis-Test bekommen.” So oder so sind für den Bund erhebliche Kosten zusammengekommen. Allein seit Beginn einer separaten Erfassung der “Bürgertests” durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung Anfang Juli wurden mehr als eine halbe Milliarde Euro dafür abgerechnet.