Die Zeit, in denen Lebensmittel selbstverständlich waren, ist definitiv vorbei.
Weltweit
Der Krieg gegen die Ukraine verschärft weltweit die Versorgungslage mit Lebensmitteln. Martin Frick, Direktor des UN-Welternährungsprogramms in Deutschland, fordert massive finanzielle Unterstützung für die betroffenen Länder. Er verweist darauf, dass Hunger Staaten destabilisieren könne. Auch die Selbstversorungsfähigkeit armer Länder müsse verstärkt werden.
Wir erleben einen katastrophalen Vierklang: Es gibt zahlreiche ungelöste Konflikte, etwa im Jemen oder in Afghanistan. Es gibt den Klimawandel und Dürren. Die Pandemie hat Handelsketten unterbrochen – dadurch hungern jetzt 161 Millionen Menschen mehr. Oben drauf kommt jetzt die Kostenexplosion wegen des Ukraine-Kriegs. Die zwingt die ärmsten Länder in die Knie, schiebt die Familien mit geringem Einkommen über den Abgrund und verursacht in vielen Volkswirtschaften noch größere Devisenknappheit. Die Zeit, in denen Lebensmittel selbstverständlich waren, ist definitiv vorbei.
Was muss getan werden?
Als Erstes brauchen die betroffenen Länder massive finanzielle Unterstützung, damit aus dem Preisschock keine Destabilisierung wird. Humanitäre Hilfe und Entwicklungspolitik sind Sicherheitspolitik.
Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) bekommt 50 Prozent seiner Lebensmittel aus Russland und der Ukraine. Wie sorgen Sie für Ersatz?
Wir kaufen zu teuren Preisen auf dem Weltmarkt ein. Die hohen Treibstoffpreise sorgen dafür, dass wir mit demselben Geld weniger Menschen unterstützen können. In Syrien mussten wir wegen Geldmangel schon vor dem Ukraine-Krieg die Größe der Lebensmittelkörbe reduzieren. Nun müssen wir noch die gestiegenen Kosten auffangen. Das ist sehr schmerzhaft.
Deutschland ist großzügig und wichtiger Partner für uns. Aber der humanitäre Bedarf explodiert. Wir versuchen, die Last auf mehr Schultern zu verteilen. Insbesondere die Golfstaaten, die riesige Gewinne erzielen, könnten sich stärker beteiligen. Durch den Krieg sind 12 Prozent des weltweiten Kalorienbedarfs in Putins Hand – man muss befürchten, dass das strategisch eingesetzt wird.
So Martin Frick (Foto WFP) , Direktor des deutschen Büros des Welternährungsprogramms im die Zeit Interview