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EIL – Bundesregierung ruft zum Gassparen auf

Deutschland

Seit heute Nacht kommt noch weniger Gas über die Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland. Binnen zwei Tagen kürzt Gazprom damit seine Lieferungen um rund 60 Prozent. Die Bundesnetzagentur hält auch einen kompletten Lieferstopp für möglich. Wirtschaftsminister Habeck wendet sich an die Bevölkerung.

Der russische Energiekonzern Gazprom reduziert erneut die Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland. Seit heute Nacht werden täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Leitung gepumpt. Erneut begründete der Staatskonzern den Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten.

Die Bundesnetzagentur zeigte sich besorgt und nannte das Vorgehen Moskaus “technisch nicht zu begründen”. Bereits am Dienstag hatte Gazprom die Reduktion des bisher geplanten Tagesvolumens von 167 Millionen um rund 40 Prozent auf 100 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag verkündet und auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gasverdichtern verwiesen. Der Energietechnikkonzern Siemens Energy teilte daraufhin mit, dass eine in Kanada überholte Gasturbine aufgrund der Russland-Sanktionen derzeit nicht aus Montréal zurückgeliefert werden könne.

Die neuerliche Reduktion auf 67 Millionen Kubikmeter bedeutet eine Drosselung um rund 60 Prozent innerhalb von zwei Tagen. Dass Gazprom seine Lieferungen durch Nord Stream 1 nun auf etwa 40 Prozent senkt, ist aus Sicht des Präsidenten der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ein Warnsignal. “Russland schürt damit leider Verunsicherung und treibt die Gaspreise hoch”, sagte er der “Rheinischen Post”.

Wenn Gazprom über Wochen nur 40 Prozent durch Nord Stream 1 liefere, bekomme Deutschland ein Problem, sagte Müller: “Das würde unsere Situation erheblich verschlechtern. Über den Sommer könnten wir das vielleicht aushalten, denn die Heizsaison ist ja vorbei. Allerdings müssen wir jetzt zwingend die Speicher füllen, um den Winter zu überstehen – auch mit russischem Gas.” Auf die Frage, ob er fürchte, dass Russland mit einem Gas-Lieferstopp Ernst mache, sagte Müller: “Es lag bislang in der russischen Logik, Deutschland weiter Gas verkaufen zu wollen. Aber wir können nichts ausschließen.”

Habeck nennt Gründe “vorgeschoben”

Auch nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will Russland mit den Lieferkürzungen Unruhe stiften. “Die Begründung der russischen Seite ist schlicht vorgeschoben. Es ist offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben”, hatte der Grünen-Politiker gesagt. Aktuell könnten die Mengen am Markt beschafft werden, wenn auch zu hohen Preisen. Es werde zurzeit noch eingespeichert: “Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet.” Die Bevölkerung und Unternehmen rief er dennoch zum Gassparen auf: “Jede Kilowattstunde hilft in dieser Situation”, so Habeck in einem Video, das über der Twitter-Account seines Ministeriums verbreitet wird.

Die Gasspeicher in Deutschland waren zuletzt zu rund 56 Prozent gefüllt. Für Deutschland ist Nord Stream 1 die Hauptversorgungsleitung mit russischem Gas. Zuvor war schon die Leitung Jamal-Europa, die durch Polen führt, nicht mehr befüllt worden. Reduziert ist auch die Durchleitung von russischem Gas durch die Ukraine. Unter anderem durch die bisherigen Einschränkungen hatten sich die Energiepreise erhöht, weil insgesamt weniger Gas von Russland nach Europa fließt.

 

NTV – WELT – Tagesschau

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