Eilmeldung – Wirecard-Skandal: Flüchtiger Marsalek meldet sich bei Gericht
Wirecard - Skandal - Fahndung
“Überraschung im Wirecard-Skandal: Flüchtiger Marsalek meldet sich bei Gericht”
Im Wirecard-Skandal, einem der größten deutschen Wirtschaftsskandale der jüngeren Geschichte, hat sich der seit drei Jahren flüchtige Hauptverdächtige Jan Marsalek überraschend über seinen Verteidiger bei der Münchner Justiz gemeldet.
Ein Brief seines Anwalts ging beim Landgericht München I ein, wie ein Sprecher des Gerichts bestätigte. Weder das Gericht noch die Münchner Staatsanwaltschaft haben jedoch den Inhalt und die Einzelheiten des Briefs kommentiert. Laut der “Wirtschaftswoche” geht der Anwalt in dem Schreiben nicht konkret auf die gegen den österreichischen Manager erhobenen Betrugsvorwürfe ein.
N-TV berichtet
Jan Marsalek, ehemaliger Vertriebschef von Wirecard, war im Sommer 2020 ins Ausland geflohen, als sich der Zusammenbruch des einstigen DAX-Konzerns abzeichnete. Der Skandal kam ins Rollen, als 1,9 Milliarden Euro angeblich auf südostasiatischen Treuhandkonten verbuchte Erlöse nicht aufzufinden waren.
Derzeit läuft der Münchner Wirecard-Prozess, bei dem die Verteidiger des ehemaligen Vorstandschefs Markus Braun den abwesenden Marsalek beschuldigt haben, den Konzern ohne Wissen und Zutun Brauns ausgeplündert und zusammen mit Komplizen zwei Milliarden Euro Geschäftserlöse veruntreut zu haben.
Der Brief liefert zumindest ein Indiz dafür, dass Marsalek den Prozess aus der Ferne verfolgt, da er an die vierte Strafkammer adressiert war, die das Verfahren gegen Braun und zwei weitere Angeklagte führt.
Laut “Wirtschaftswoche” nimmt Marsaleks Anwalt in dem Brief jedoch Stellung zur Existenz des sogenannten Drittpartnergeschäfts bei Wirecard.
Dieses Geschäft soll von einer kriminellen Bande in der Führungsriege des Unternehmens unter Beteiligung von Braun erfunden worden sein, um Banken und Investoren zu täuschen.
Braun bestreitet diese Behauptung und sagt, dass die Geschäfte echt waren, aber die Erlöse von Marsalek und anderen beiseite geschafft wurden.
Der Prozess wird fortgesetzt, und als nächste Zeugin wird Susanne Steidl, ehemalige Vorstandskollegin von Braun und Marsalek, erwartet. Sie war bei Wirecard für die Produktentwicklung verantwortlich und stammt wie die beiden anderen Angeklagten aus Österreich. Ihr wird nachgesagt, nicht in die kriminellen Machenschaften der Wirecard-Bande eingeweiht gewesen zu sein.