Hausärztin (34) soll mehrere Patienten getötet haben
Ein brisanter Medizinskandal erschüttert Schleswig-Holstein. Nach den Ermittlungen gegen einen früheren Palliativmediziner weiten sich die Vorwürfe nun auf dessen Ex-Frau aus. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe ermittelt gegen eine 34-jährige Hausärztin wegen des Verdachts der Tötung auf Verlangen.
Sonderkommission prüft zahlreiche Todesfälle
Eine eigens eingerichtete Sonderkommission wertet seit Monaten Patientenakten aus. Im Fokus stehen Hausbesuche eines ehemaligen Ärztepaares, das bis Anfang 2025 gemeinsam in einer auf Palliativmedizin spezialisierten Praxis tätig war. Die Praxis schloss im Juni 2025 offiziell aus privaten Gründen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass über mehrere Jahre hinweg schwerstkranke Patienten gezielt mit Medikamenten getötet worden sein könnten. Die Ermittler prüfen Todesfälle seit dem Jahr 2020. Die Zahl der Verdachtsfälle steigt nach Behördenangaben kontinuierlich an.
Exhumierungen und toxikologische Untersuchungen
Um den Verdacht zu erhärten, ließ die Staatsanwaltschaft mehrere Leichen exhumieren. Mindestens drei verstorbene Patienten wurden in der Hamburger Rechtsmedizin untersucht, eine weitere Beerdigung stoppten die Behörden kurzfristig. Die Gutachter analysierten Blut- und Haarproben auf Morphium und andere Medikamente. In einzelnen Fällen stellten sie auffällig hohe Wirkstoffkonzentrationen fest.
Ermittlungen auch gegen den Ex-Ehemann
Bereits zuvor geriet der 52-jährige Ex-Mann der Ärztin ins Visier der Justiz. Gegen ihn läuft ein Verfahren wegen des Verdachts auf mehrfachen Totschlag. Seine Approbation setzten die Behörden aus. Die Hausärztin soll nach eigenen Angaben Hinweise auf mögliche Unregelmäßigkeiten gegeben haben, wodurch die Ermittlungen ins Rollen kamen.
TikTok-Videos sorgen für öffentliche Debatte
Während die Staatsanwaltschaft sich bedeckt hält, äußert sich die beschuldigte Hausärztin öffentlich über soziale Medien. In mehreren TikTok-Videos spricht sie über das Ermittlungsverfahren, anwaltliche Schreiben und einen laufenden Sorgerechtsstreit. Sie betont, sie habe stets nach palliativmedizinischen Standards gehandelt und keine aktive Sterbehilfe betrieben.
Gleichzeitig bestätigt sie, dass gegen sie wegen Tötung auf Verlangen ermittelt wird. Die genaue Zahl der Fälle sei ihr jedoch nicht bekannt. Die Vorwürfe weist sie entschieden zurück.
Ermittlungen dauern an
Die Staatsanwaltschaft bezeichnet das Verfahren als hochkomplex. Welche strafrechtlichen Konsequenzen drohen, bleibt offen. Bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung gilt für alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung.
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Offizielle Informationen stellen unter anderem die Staatsanwaltschaft Itzehoe sowie die Polizei Schleswig-Holstein bereit.
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