Gefährliche Dose im Regal: Dieses Nervengift kann tödlich enden
Warum Botulinumtoxin in Konserven so gefährlich ist
Viele Haushalte lagern Konserven, weil sie lange halten, wenig kosten und Gemüse oder Obst unabhängig von der Saison verfügbar machen. Doch trotz der praktischen Vorteile bergen Dosen ein ernstes Gesundheitsrisiko, wenn sich darin Botulinumtoxin bildet. Dieses Nervengift gehört zu den stärksten bekannten Giften und kann bereits in kleinsten Mengen lebensbedrohliche Vergiftungen auslösen.
Auslöser ist das Bakterium Clostridium botulinum, das sich unter Luftabschluss besonders wohlfühlt. In Konserven, Vakuumverpackungen oder fest verschlossenen Gläsern findet es schnell ideale Bedingungen, wenn Hersteller oder Hobbyköche Lebensmittel nicht ausreichend erhitzen oder hygienisch verarbeiten. Das Bakterium produziert dann Botulinumtoxin in Konserven, ohne Geruch oder Geschmack zu verändern. Verbraucher merken die Gefahr deshalb oft erst, wenn es zu spät ist.
Gelangen die Toxine in den Körper, blockiert das Nervengift die Signalübertragung von Nerven zu den Muskeln. Zuerst treten häufig Sehstörungen, Schluckbeschwerden und ein pelziges Gefühl im Mund auf. Danach können Lähmungen der Gesichtsmuskeln, des Zwerchfells und der Atemmuskulatur folgen. Ohne schnelle Behandlung im Krankenhaus besteht akute Lebensgefahr.
Woran Sie gefährliche Dosen erkennen
Weil Botulinumtoxin in Konserven unsichtbar bleibt, sollten Verbraucher aufmerksam auf die Verpackung achten. Warnsignale sind aufgeblähte, stark verformte oder knisternde Dosen, bei denen sich der Deckel gewölbt anfühlt. Auch rostige Stellen, starke Verbeulungen oder auslaufende Flüssigkeit sprechen dafür, dass im Inneren Gase entstanden sind und die Dose verdorben ist.
In solchen Fällen entsorgen Sie die Konserve am besten sofort und öffnen sie nicht mehr. Denn beim Öffnen können kontaminierte Lebensmittel oder Spritzer des Inhalts auf Hände, Arbeitsfläche oder andere Nahrungsmittel gelangen. Damit steigt das Risiko, dass Botulinumtoxin in den Körper kommt. Deshalb gilt: Auffällige Dosen gehören ungeöffnet in den Müll und nicht auf den Teller.
Neben dem eigentlichen Nervengift können auch weitere Stoffe aus der Verpackung problematisch werden. Unter bestimmten Bedingungen lösen sich zum Beispiel Metalle wie Zink aus der Dosenbeschichtung und gehen in das Lebensmittel über. Zudem wiesen Untersuchungen wiederholt den Kunststoffbestandteil Bisphenol A in Konserven nach, der ebenfalls gesundheitlich kritisch diskutiert wird. Deswegen lohnt es sich, Dosenware bewusst auszuwählen und nicht unnötig lange aufzubewahren.
Selbst eingeweckte Lebensmittel: besonderes Risiko für Botulismus
Warum Hauskonserven kritisch sind
Nicht nur Industrieprodukte können betroffen sein. Auch selbst eingewecktes Gemüse, Fleisch oder Kräuter in Öl bergen ein erhöhtes Risiko, wenn Hobbyköche sie nicht ausreichend erhitzen oder sauber verarbeiten. In privaten Küchen fehlen oft die hohen Temperaturen und Druckverhältnisse, die professionelle Betriebe nutzen, um Sporen sicher abzutöten.
Experten raten deshalb davon ab, selbst hergestellte Mischungen wie Knoblauch in Öl oder Kräuteröle ungekühlt und über längere Zeit zu lagern. Gerade hier können sich Clostridien leicht vermehren und Botulinumtoxin in Konserven oder Flaschen bilden. Immer wieder berichten Behörden von schweren Vergiftungsfällen, bei denen selbst eingelegte Vorräte die Ursache waren.
Honig, Vakuumverpackungen und weitere Risiken
Botulismus kann außerdem in vakuumverpackten Produkten auftreten, etwa bei Fisch oder Fleisch, wenn Kühlkette oder Haltbarkeitsangaben nicht eingehalten werden. Ein Sonderfall ist Honig: Er kann Sporen von Clostridium botulinum enthalten und gilt deshalb für Säuglinge unter einem Jahr als tabu. Ihr Darm ist noch nicht ausgereift genug, um mit den Keimen sicher umzugehen.
So schützen Sie sich vor Botulismus
Praktische Tipps für den Alltag
Wer aufmerksam mit Konserven umgeht, reduziert das Risiko deutlich. Kaufen Sie nur unbeschädigte Dosen und achten Sie beim Verstauen auf trockene, kühle Lagerung. Abgelaufene Konserven mit unauffälliger Verpackung müssen nicht automatisch gefährlich sein, doch bei auffälligem Geruch, Schaumbildung oder ungewöhnlicher Farbe sollten Sie den Inhalt konsequent entsorgen.
Erhitzen Sie verdächtige Produkte nicht auf gut Glück, um sie noch zu retten. Zwar zerstört hohe Hitze Botulinumtoxin, jedoch bleibt unklar, ob alle Bereiche des Lebensmittels die nötige Temperatur erreichen. Außerdem riskieren Sie, dass schon kleinste Mengen zuvor aufgenommen wurden. Deshalb ist Wegwerfen im Zweifel die sicherere Entscheidung.
Wenn nach dem Verzehr von Konserven oder selbst eingeweckten Produkten Beschwerden wie Sehstörungen, Schluckprobleme, Muskelschwäche, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen auftreten, zögern Sie nicht und suchen sofort ein Krankenhaus auf. Weisen Sie dort unbedingt auf den möglichen Zusammenhang mit Konserven hin. Nur so können Ärzte schnell an Botulismus denken und gezielt handeln.
Weitere Hintergrundinformationen und offizielle Einschätzungen zu Botulinumtoxin in Lebensmitteln finden Sie beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie beim Robert Koch-Institut. Beide Einrichtungen informieren ausführlich über Botulismus, typische Infektionsquellen und aktuelle Bewertungen der Risiken.
