Gil Ofarim schildert antisemitischem Vorfall in Leipzig
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Während des zweiminütigen Videos kämpft Ofarim immer wieder mit den Tränen. Es handelt sich seinen Angaben zufolge um das “The Westin Leipzig”, das im Hintergrund zu sehen ist. Um den Hals trägt Ofarim eine Kette mit einem Davidstern, der in seinem Bericht noch eine wichtige Rolle spielen soll. Zwar nennt er nicht den vollständigen Namen des Managers an der Rezeption, doch berichtet von dem Verhalten des “Herrn W.”.
An der Rezeption hatte sich demnach wegen eines Computerdefekts zunächst eine lange Schlange gebildet. Das könne passieren, das sei völlig okay, wie Ofarim betont. Doch seien dann immer wieder Menschen vorgezogen worden, obwohl eigentlich er an der Reihe gewesen sei. Als er Herrn W. fragte, warum das geschehe, meinte dieser, so solle die Schlange entzerrt werden. Eine Aussage, die Ofarim nicht ganz glaubwürdig vorkam, doch der eigentliche Schock sollte erst kurz darauf folgen.
Einchecken nur möglich ohne Davidstern
“Da ruft einer aus der Ecke: ‘Pack deinen Stern ein'”, so der einstige “Let’s Dance”-Gewinner mit jüdischen Wurzeln. Und auch Herr W. sagte ihm daraufhin, er solle den Davidstern einpacken, dann dürfe er einchecken. An dieser Stelle des Videos kämpft Gil Ofarim nun mit den Tränen. Es wird nicht ganz klar, ob er vor dem Hotel sitzt, weil er genau das nicht tat und sich weigerte, seine Herkunft zu verleugnen. Doch schreibt er im Text zu dem Video: “Warum? Haben wir denn nichts aus der Vergangenheit gelernt? Bin sprachlos! Es ist nicht das erste Mal, aber irgendwann reicht es …”
Bereits in der Vergangenheit äußerte sich der in München geborene Sänger, dessen Vater Abi Ofarim aus Tel Aviv stammt, zu antisemitischen Übergriffen, die er erleben musste. In der Talkshow “Hart aber fair” sprach er 2018 von “Hakenkreuzen auf meiner Schulbank” oder Tüten mit Hundekot im Briefkasten. Einmal habe ein Mitschüler gesagt: “Weißt du, dass Dachau nicht weit weg von hier ist?” und spielte damit auf das dortige KZ an.
In seinem Post bedankt sich Gil Ofarim noch bei Kolleginnen und Kollegen wie Jeanette Biedermann und Gregor Meyle, die ihm am Abend in dieser schwierigen Situation offenbar zur Seite standen. Ob und welche Konsequenzen der Vorfall für den Mitarbeiter des Hotels haben wird, bleibt zunächst offen.
Hotel-Sprecher äußert sich besorgt
Auf Nachfrage von ntv.de antworte ein Sprecher des Hotels: “Wir sind besorgt über diesen Bericht und nehmen die Angelegenheit sehr ernst. Wir versuchen mit allen Mitteln, Herrn Ofarim zu kontaktieren, während wir ermitteln, was hier passiert ist.” Ziel sei es, dass Gäste und Mitarbeiter, “unabhängig von ihrer Religion integrativ, respektvoll und unterstützend” miteinander umgehen und behandelt würden.
Und auch der Zentralrat der Juden hat sich jetzt zu den Geschehnissen geäußert und zeigt sich in seinem entsprechenden Tweet ebenfalls entsetzt. “”Die antisemitische Anfeindung gegen Gil Ofarim ist erschreckend. So wie zu hoffen ist, dass das Westin personelle Konsequenzen zieht. Ebenso hoffe ich, dass wir künftig auf Solidarität treffen, wenn wir angegriffen werden”, wird dort Präsident Josef Schuster zitiert.