Die DACH-Region blickt auf einen wachsenden Glücksspielmarkt, wobei vor allem der Online-Sektor an Bedeutung gewonnen hat. Niedergelassene Spielbanken gibt es in Deutschland, der Schweiz und Österreich zwar auch, immer mehr Menschen zeigen aber Interesse an digitalen Spielmöglichkeiten. Diese erhöhte Nachfrage hat in den drei Ländern zu unterschiedlichen Formen der Regulierung geführt.
Kritisiert werden alle drei Varianten, allerdings sind sie völlig unterschiedlich aufgebaut und stehen wegen anderer Faktoren in der Kritik. In den nächsten Jahren könnten vor allem in Österreich und in Deutschland weitreichende Änderungen anstehen. In Österreich laufen die Lizenzen aus und in Deutschland ist für 2028 eine Neufassung des Glücksspielstaatsvertrags geplant. Die Schweiz steht weitgehend außerhalb der Konkurrenz, denn sie setzt mit Netzsperren die eigenen Interessen durch.
Österreich setzt weiterhin auf das Monopol im Glücksspiel
Als eines der wenigen Länder setzt Österreich weiterhin auf das Glücksspielmonopol durch die Casinos Austria AG und die staatlichen Lotteriegesellschaften. Online-Glücksspiele sind hier nur sehr limitiert möglich, eine einzige Plattform (Win2day) hat im Rahmen des Modells die offizielle Erlaubnis, Online-Angebote wie Automatenspiele und Tischspiele anzubieten.
Aus Spielersicht ist diese Regulierung nicht sehr beliebt. So erklärt sich auch, warum ein großer Teil der Österreicher lieber bei europäischen Anbietern spielt, anstatt von Win2day Gebrauch zu machen.
In vielen Ländern der EU, darunter Malta, werden seriöse und sichere Lizenzen an Glücksspielanbieter vergeben. Malta beruft sich darauf, das eigene Angebot basierend auf der EU-Dienstleistungsfreiheit auch im europäischen Ausland anbieten zu können. Österreichs Behörden sind dagegen weitgehend machtlos, zumal viele der Betreiber im Land sogar Steuern zahlen.
Seit Jahren wird die Politik dazu aufgefordert, das Monopol endlich fallenzulassen und den Markt zu öffnen. Die Casinos Austria AG wehrt sich gegen die Forderung und setzt immer wieder auf sich selbst als Monopolisten. Zwar ist die Auswahl der Casinos Austria AG bezüglich landbasierter Einrichtungen großzügig übers Land verteilt, die einzelne Online-Plattform reicht den Menschen im Land aber nicht, um das gesteigerte Interesse an digitalen Glücksspielen zu befriedigen.
Warum Österreich sogar von einer Marktöffnung profitieren könnte
Mittlerweile erschließen sich weltweit immer stärkere Glücksspielmärkte, die Steuergelder in die Kassen spülen. Auch Österreich plant eine Steuererhöhung, um die Finanzlage zu verbessern. Darunter leidet jedoch vor allem das Angebot der Casinos Austria AG. Sprecher hatten bereits verkündet, dass es bei Umsetzung einer geplanten Steuererhöhung von 40 auf 45 Prozent zu Schließungen landbasierter Angebote kommen könne.
Anstatt die Last für die einzige offizielle Spielquelle im Land weiter zu erhöhen, könnten die Einnahmen auch durch die Verabschiedung vom Monopol steigen. Wie das Beispiel Deutschland zeigt, lädt ein offener Markt zum Wettbewerb ein. Erlaubt Österreich im Ausland lizenzierten Anbietern die Bereitstellung des Angebots im Land, werden diese automatisch steuerpflichtig und tragen zum Wachstum der Einnahmen bei. Eine Steuererhöhung wäre dann womöglich gar nicht mehr notwendig.
Deutschlands Glücksspielmarkt dient vielerorts als Vorbild
In Deutschland gilt aktuell der Glücksspielstaatsvertrag seit 2021, eine Erneuerung ist für 2028 geplant. Es war der erste bundeseinheitliche Regulierungsversuch, zuvor war die Glücksspielregulierung Ländersache. Obwohl es auch in Deutschland heftige Kritik am Konzept gibt, ist die Grundidee einer regulierenden Behörden in Europa weit verbreitet. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder ist für die Überwachung des deutschen Marktes und für die Lizenzvergabe zuständig. Wer keine GGL-Lizenz innehat, darf sein Angebot nicht unterbreiten. An dieses Gebot halten sich viele ausländische Betreiber nicht, der Graumarkt floriert in Deutschland weiterhin.
Als Grund wird von Experten die mangelnde Attraktivität des legalen Marktes angenommen. So ist es in Deutschland beispielsweise nicht erlaubt, Tischspiele wie Roulette und Blackjack online zu spielen. Genau diese Spiele erfreuen sich bei einem großen Teil der Spieler aber reger Beliebtheit, sodass man sich folglich Alternativen im Ausland sucht.
Kritisiert wird auch das deutsche Steuermodell. Anders als in den meisten Ländern werden Steuern nicht auf die Bruttospielumsätze erhoben, sondern auf die Einsätze. Setzt ein Spieler 100 Euro ein, muss der Anbieter den Einsatz versteuern, unabhängig ob der Spieler einen Gewinn erzielen konnte oder nicht.
Evaluierung des deutschen Glücksspielstaatsvertrags bereits 2026
Der aktuelle Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland ist bis 2028 gültig. Danach soll eine neue Version in Kraft treten. Was darin konkret geändert wird, könnte sich im Rahmen der 2026 stattfindenden Evaluierungsgespräche ergeben. Bereits in der Innenministerkonferenz 2025 zeigten sich Tendenzen, wohin die Reise geht. So soll unter anderem die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder mehr Befugnisse erhalten, um sich besser gegen Schwarzmarktangebote zur Wehr setzen zu können.
Diskutiert wird mit Sicherheit auch über weitreichende Werbeverbote, wobei es zu diesem Thema auch Gegenstimmen gibt. Um den legalen Markt zu stärken, ist regulierte Werbung wichtig. Sonst öffnet das den illegalen Anbietern Türe und Tore, die Spieler aus dem sicheren Markt abzuwerben.
Spannend dürfte für die Neuregulierung auch das Ende 2025 erwartete Urteil des Europäischen Gerichtshofs sein. Hier geht es unter anderem darum, ob Länder wie Malta sich mit EU-Angeboten auf die EU-Dienstleistungsfreiheit berufen können. Sollte sich der EuGH im Sinne der maltesischen Behörden entscheiden, ist das ein richtungsweisendes Urteil für das Fortbestehen der europäischen Glücksspielmärkte.
Schweizer Glücksspielmarkt mit landbasierter Regulierung
Auch der Schweizer Geldspielmarkt expandiert, allerdings behält man Regulierung und Angebot hier innerhalb der Landesgrenzen. Wer ein Online-Angebot unterbreiten möchte, benötigt eine entsprechende Lizenz. Sie wird nur an Betreiber landbasierter Spielbanken vergeben und ist derzeit auf zwölf Betriebe limitiert. Nutzbar sind die Online-Angebote im ganzen Land, unabhängig vom eigenen Kanton. Ausländische Anbieter haben auf dem Schweizer Markt keine Chance, ein Ende dieses Verfahrens ist im Land nicht in Sicht. Der Schweizer Graumarkt scheint verglichen mit anderen EU-Ländern auffallend klein, weil sich die Schweiz rigoros gegen Infiltration von außen wehrt. Unerlaubte Anbieter werden komplett gesperrt, Netzsperren schützen Spieler aus der Schweiz vor nicht-legalen Angeboten.
Für die meisten Anbieter aus Europa ist die Schweiz als Markt nicht lukrativ und so werden kaum Versuche unternommen, auf dem Markt Fuß zu fassen. Die Schweizer Spieler sind mit ihrem Angebot vor Ort zufrieden, insbesondere weil ein großer Teil der Steuerzahlungen den Schweizern selbst zugutekommt. Das Konzept der Schweizer ist weitgehend einzigartig, wird aber trotzdem geschätzt und funktioniert. Spielerschutz steht hier, wie in Österreich und Deutschland auch, an oberster Stelle bei der Umsetzung.
