Glücksspielgesetz in Deutschland: Welche Diskussionen müssen 2026 geführt werden?
Aus Sicht der Glücksspielbranche wird 2026 ein spannendes Jahr, denn die Evaluierung des bisherigen Glücksspielstaatsvertrages steht an. 2028 soll dann die neue Fassung in Kraft treten, inklusive der 2026 geplanten Maßnahmen. Auf der Agenda stehen seit Jahren immer wieder die gleichen Themen. Der Schwarzmarkt ist ein Problem für die Branche und langsam kristallisiert sich ein Verhältnisproblem zwischen Spielerschutz und Attraktivität des Spiels heraus.
Diskutiert wird zwischen Branchenvertretern, Spielerschützern und Politik, auch zahlreiche Interessenverbände werden ihre Meinung zum Thema kundtun. Worauf man sich am Ende einigen wird, steht in den Sternen. Bei einer Ministerpräsidentenkonferenz 2025 plante man ursprünglich sogar eine frühere Evaluierung bzw. Anpassung des Glücksspielstaatsvertrages. Hier standen vor allem mögliche IP-Sperren für nicht legale Betreiber in Diskussion.
Tischspiele für Online-Spielotheken werden auf den Prüfstand kommen
Ein wichtiges Diskussionsthema in der anstehenden Evaluierung wird die Zulassung von Tischspielen im Onlinebereich betreffen. Virtuelle Automaten sind erlaubt, Roulette und Blackjack sind hingegen streng reguliert. Wer diese Spiele spielen möchte, muss nach Online Casinos ohne OASIS Ausschau halten und fällt damit durchs Raster der deutschen Regulierung. Auch wenn es sich bei diesen Angeboten oft um seriöse und lizenzierte Unternehmen handelt, bewegt sich der Spieler in einer rechtlichen Grauzone, die nicht sein müsste.
Die Branche fordert seit Langem eine einheitliche Regelung, insbesondere nachdem einzelne Bundesländer ihre eigenen Wege gegangen sind und Tischspiele liberalisiert haben. Aus Anbietersicht ist die derzeitige Lage marktverzerrend und kontraproduktiv im Kampf gegen den Schwarzmarkt.
Spieler weichen zu internationalen Anbietern aus und spielen bei Plattformen ohne deutsche Lizenz. Auf der anderen Seite warnen Spielerschützer vor einer zu schnellen Liberalisierung. Tischspiele gelten aufgrund ihrer Gewinnstrukturen als besonders suchttreibend. Für die Evaluierung wird man zwischen wirtschaftlichen Brancheninteressen und sozialpolitischer Verantwortung abwägen müssen. Ziel könnte eine bundesweite Zuständigkeit sein, ähnlich wie bei Online-Automaten.
Spieleinsatzsteuer steht unter Beschuss
Ein weiteres Thema mit Polarisierungseffekt ist die Spieleinsatzsteuer. Seit Inkrafttreten desGlücksspielstaatsvertrages im Juli 2021 müssen Anbieter virtueller Automatenspiele und Onlinepoker Steuern auf den Einsatz zahlen. Anfangs waren es 5,00 Prozent, nun sind es 5,3 Prozent. Die Regelung wurde eingeführt, um steuerliche Ausfälle nach der Liberalisierung zu kompensieren, doch für legale Betreiber in Deutschland ist die Lage verzwickt.
Branchenvertretern kritisieren, dass die Steuer auf den Einsatz und nicht, wie in Europa undweltweit üblich, auf den Bruttospielertrag erhoben wird. Dadurch sind Anbieter gezwungen, die Spiele unattraktiver zu gestalten, weil eine Senkung der Auszahlungsquote erforderlich ist. Im Vergleich zu nicht regulierten Portalen ohne Steuerpflicht in Deutschland entsteht so ein Wettbewerbsnachteil. Branchenverbände schätzen, dass die Kanalisierungsrate bei rund 50 Prozent liegen könnte und die Steuerstruktur dürfte dabei eine wesentliche Rolle spielen.
Aus ökonomischer Sicht verfehlt die Steuerregelung ihr eigentliches Ziel. Anstatt den lokalen und legalen Markt zu stärken, wird die Abwanderung zu unregulierten Angeboten gefördert. Eine Reform hin zu einer Bruttospielertragsbesteuerung, wie sie in EU-Staaten üblich ist, gilt daher als wahrscheinlich eines der wichtigsten Themen 2026.
Für das Bundesfinanzministerium eine Herausforderung, denn ohne Ausgleich gehen die Einnahmen verloren. Bislang profitierte der Staat durch die Einsatzsteuer erheblich. Kompromisse wie eine Steuersenkung oder ein Unterschied je nach Spielform könnten diskutiert werden.
IP-Blocking als mögliche Maßnahme gegen illegale Anbieter
Ein weiteres Thema dürfte der Kampf gegen den Schwarzmarkt durch härtere Maßnahmen werden. Seit Jahren steht er auf der politischen Agenda, bislang mit mäßigem Erfolg. Virtuelle Casinos mit Sitz im Ausland umgehen deutsche Vorschriften mühelos und da sie ebenfalls lizenziert sind, entsteht dem Spieler oft kein direkter Schaden. Dieser macht sich im wirtschaftlichen Raum bemerkbar, denn wer im Ausland lizenziert ist, zahlt hierzulande keine Steuern. Sperrlisten und Zahlungsblockaden durch Banken haben bislang nur begrenzte Wirkung gezeigt. 2026 dürfte daher eine andere Maßnahme erneut in den Fokus rücken.
Das IP-Blocking wird seit langer Zeit diskutiert, bislang fehlt der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder aber die Berechtigung, entsprechend zu agieren. Mit IP-Blocking könnten sich Domains von nicht erlaubten Glücksspielanbietern technisch sperren lassen, sodass der Zugriff aus Deutschland unterbunden wäre. Länder wie Dänemark und Norwegen, aber auch die Schweiz nutzen solche Sperrlisten erfolgreich, in Deutschland diskutiert man über Umsetzbarkeit.
Datenschützer und Netzaktivisten sprechen von Zensur und befürchten, dass entsprechende Maßnahmen auch für andere Inhalte genutzt werden könnten. Auf der anderen Seite bekräftigen die Landesmedienanstalten, dass ohne technische Sperren keine wirksame Regulierung möglich sei. Ausländische Anbieter verändern ihre Website-Adressen ständig und werden parallel gezielt mit deutschen Keywords.
Bei der Evaluierung 2026 wird es daher auch um juristische Fragen gehen müssen. Eine davon wird das Thema sein, ob IP-Blockaden mit dem EU Binnenmarktrecht vereinbar sind und wer die technische Überwachung übernehmen könnte. Ausschlaggebend für die Entscheidung könnte auch das erwartete Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Frage nach der EU-Dienstleistungsfreiheit im Glücksspielbereich sein.
Einschränkung von Werbemaßnahmen könnte Diskussionsthema sein
Werbung ist für den Online-Glücksspielmarkt ein wichtiges Instrument der Kundengewinnung, allerdings gibt es auch hier regelmäßig Diskussionen. Legale Anbieter nutzen jede verfügbare Fläche, die Einschränkungen sind in den letzten Jahren aber zunehmend gestiegen. So dürfen Werbungen nur zu bestimmten Zeiten und nur unter Ausschluss von Kindern und Jugendlichen ausgestrahlt bzw. gezeigt werden. Verstöße gegen die Werberichtlinien passieren immer wieder, allerdings bestätigte das Bundesverwaltungsgericht am 12. Februar 2025 (Urteil: BVerwG 8 C 2.24) das Vorgehen der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder und stärkte damit die Position der Behörde.
Seit einiger Zeit kommt es wohl häufiger zu Verstößen gegen die Werberegeln, insbesondere wenn es um den erlaubten Zeitrahmen oder um Werbung für Online-Spielotheken in direkter Nähe zu Sportwetten geht. 2026 dürfte das Thema im Raum stehen, wie restriktiv die Werbung sein darf. Ein denkbarer Ansatz könnte ein umfassendes Werbeverbot für risikobehaftete Spielformen sein, wie man es von der Tabakindustrie kennt. Spielerschutzorganisationen fordern genau das und argumentieren damit, dass Werbung die Normalisierung von Glücksspielen fördere.
2026 könnte man sich auf eine verstärkte Selbstregulierung einigen, aber auch strengere Altersprüfungen oder klar markierte Warnhinweise mit ins Boot nehmen. Google unterstützt die Glücksspielbranche seit 2024, indem nur noch lizenzierte Anbieter über den Suchmaschinenriesen buchen dürfen. Was genau 2026 auf den Tisch kommt, wird sich beim großen Zusammentreffen der Branchenvertreter zeigen. Es scheint wahrscheinlich, dass es 2028 einige umfassende Maßnahmen geben wird und eine Neuregulierung den Markt erneut verändern wird.
