Ermittlungsverfahren wegen organisierter Schwarzarbeit: Zahlreiche Festnahmen !
Im Rahmen mehrerer bei der Staatsanwaltschaft Koblenz โ Zentralstelle fรผr Wirtschaftsstrafsachen โ gefรผhrter Ermittlungsverfahren sind die Strafverfolgungsbehรถrden in einer groร angelegten Durchsuchungs- und Festnahmeaktion gegen kriminell organisierte Schwarzarbeitsstrukturen vorgegangen.
Der umfangreiche Ermittlungskomplex richtet sich insgesamt gegen 30 mรคnnliche und 7 weibliche Beschuldigte im Alter von 19 bis 64 Jahren.
Gegenstand der Ermittlungen ist der Verdacht des bandenmรครigen Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt (ยง 266a Abs. 1, Abs. 2, Abs. 4 StGB), der Beihilfe hierzu sowie der Bildung einer kriminellen Vereinigung (ยง 129 Abs. 1 S. 1 StGB) mit dem Ziel der fortlaufenden Begehung solcher Straftaten, der Unterstรผtzung einer solchen Vereinigung (ยง 129 Abs. 1 S. 2 StGB) und der Beihilfe (ยง 27 StGB) hierzu
sowie der Geldwรคsche (ยง 261 Abs.1 StGB).
In den frรผhen Morgenstunden des 14.11.2024 durchsuchten unter der Sachleitung der
Staatsanwaltschaft Koblenz ca. 820 Einsatzkrรคfte des Zolls unter Federfรผhrung des Hauptzollamts Karlsruhe in Zusammenarbeit mit der Steuerfahndung Mainz und verschiedenen Polizeidienststellen insgesamt 88 Wohnungen und Geschรคftsrรคume im gesamten Bundesgebiet.
9 Hauptbeschuldigte im Alter von 23 bis 44 Jahren wurden aufgrund bereits zuvor erlassener Haftbefehle festgenommen.
Sie wurden noch am selben Tag in Koblenz der Haftrichterin vorgefรผhrt und befinden sich seither in Untersuchungshaft.
Der Schwerpunkt der Maรnahmen lag im Raum Worms, in Sรผdhessen und im nรถrdlichen
Baden-Wรผrttemberg.
Die einzelnen Tatvorwรผrfe und Tatbeteiligungen gestalten sich angesichts der Komplexitรคt der Ermittlungen und der Zahl der Beschuldigten unterschiedlich.
Bei 7 der festgenommenen Hauptbeschuldigten besteht der Verdacht, in Worms eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben, deren Zweck die planmรครige und organisierte Ausstellung von Scheinrechnungen zur Verdeckung von Schwarzarbeit gewesen sein soll.
Zu diesem Zweck sollen sie u. a. Scheinfirmen (sog. Servicefirmen) ins Lebens gerufen haben, die tatsรคchlich am Markt gar nicht tรคtig waren.
Auf diese Scheinfirmen lautende Rechnungen wurden nach derzeitigen Erkenntnissen gegen Entgelt anderen tatsรคchlich am Markt tรคtigen Firmen zur Verfรผgung gestellt und von diesen Firmen auch per รberweisung zunรคchst bezahlt. Nach Einbehalt einer zuvor vereinbarten Provision zahlten die Aussteller der Scheinrechnungen den Restbetrag in Bargeld wieder an die Empfรคnger der Rechnungen zurรผck.
Diese zahlten dann das Bargeld als verschleierten Schwarzlohn an nicht oder nicht im tatsรคchlich tรคtigen Umfang angemeldete Arbeitnehmer aus. Durch die Scheinrechnungen und die dadurch dokumentierte angebliche Inanspruchnahme externer Leistungen sollte der angeblich niedrige Bestand eigener Arbeitskrรคfte plausibilisiert und der wahre Umfang der eigenen Arbeitnehmerleistungen verschleiert werden.
Hierdurch wurden in den Jahren 2021 bis 2024 Sozialversicherungsbeitrรคge in Hรถhe von
mindestens 11,5 Mio. EUR auf illegale Weise nicht gezahlt.
Bei den 9 in Untersuchungshaft befindlichen Beschuldigten handelt es sich um die
genannten 7 Hauptbeschuldigten der mutmaรlichen kriminellen Vereinigung sowie um 2 weitere Hauptbeschuldigte aus dem Kreis der Scheinrechnungsempfรคnger. Alle รผbrigen Beschuldigten stehen in dem Verdacht, entweder die kriminelle Vereinigung mittelbar oder unmittelbar durch strafbare Handlungen unterstรผtzt oder aber als Scheinrechnungskรคufer Sozialversicherungsbeitrรคge illegal hinterzogen zu haben.
Es konnten bei den Durchsuchungen umfangreiche Beweismittel sichergestellt werden.
Auรerdem wurden vorlรคufige vermรถgensabschรถpfende Maรnahmen in einem Gesamtumfang von
mehr als 16 Millionen Euro angeordnet und 38 Kontopfรคndungen ausgebracht. Zudem konnten mehr
als 1 Mio. Euro Bargeld sichergestellt werden.
Die Auswertung der erhobenen Beweismittel wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Leitender Oberstaatsanwalt Mannweiler รคuรerte:
โDie Aktion war lange geplant und wurde vom Hauptzollamt Karlsruhe ausgesprochen professionell vorbereitet und effektiv durchgefรผhrt. Derartige Wirtschaftsstraftaten sind kein Kavaliersdelikt, sondern hochkriminell und schรคdigen die Gemeinschaft enorm. Es ist wichtig, deutlich zu machen, dass die Strafverfolgungsbehรถrden gegen kriminelle Strukturen in diesem Bereich konsequent und nachdrรผcklich vorgehen.”

