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Kriminalitätsentwicklung des Polizeipräsidiums Koblenz im Jahr 2022

Koblenz - Kriminalitätsentwicklung - Straftaten

Koblenz

Das Polizeipräsidium Koblenz stellt nachfolgend die Zahlen der Kriminalitätsentwicklung für das Jahr 2022 vor.

Während die Jahre zuvor noch von der Pandemie beeinflusst waren, konnten 2022 nahezu alle coronabedingten Beschränkungen des öffentlichen Lebens wieder aufgehoben werden. Dies erklärt auch den Zuwachs der Gesamtanzahl der Straftaten 2022 um 15,8 Prozent auf 68.278 Fälle im Vergleich zu 2021.

Polizeipräsident Karlheinz Maron dazu: “Mit dem Ende der pandemiebedingten Beschränkungen mussten wir mit einem Zuwachs der Straftaten im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2020 rechnen. Dennoch ist es erfreulich, dass wir uns auf dem Niveau der Vor-Pandemie-Jahre befinden. So ist lediglich ein Zuwachs von 1,8 Prozent zum Jahr 2019 erkennbar. Die Statistik zeigt, dass die Menschen in unserer Region sicher leben.”

Dafür spricht auch die weiterhin hohe Aufklärungsquote von 63,2 Prozent, was 43.130 gelösten Fällen
entspricht und lediglich einen leichten Rückgang um 1,1 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Die Aufhebung der pandemiebedingten Einschränkungen machte sich in manchen Deliktsfeldern besonders bemerkbar, wie nachfolgend aufgezeigt: So kam es im Bereich der Einbruchsdiebstähle zu 259 Tageswohnungseinbrüchen und 709 Wohnungseinbruchdiebstählen zur Nachtzeit, was jeweils einen Zuwachs von 52,4 Prozent sowie 42,9 Prozent zum Vorjahr bedeutet. Polizeivizepräsident Jürgen Süs dazu: “Die hohe Abweichung lässt sich durch das “Wiederaufleben” des öffentlichen und sozialen Lebens erklären. Die Bewohner sind nicht zu Hause, befinden sich bspw. auf der Arbeit oder bei Freizeitveranstaltungen. So ergeben sich einfach mehr Tatgelegenheiten für Einbrecher.” Dennoch bleibt erfreulich festzuhalten, dass sich die Zahlen weit unter denen aus den Jahren vor der Pandemie bewegen. So ist im Vergleich zum Jahr 2019 ein Rückgang von 28,5 Prozent bei den Tageswohnungseinbrüchen und von 21,5 Prozent bei den Wohnungseinbruchdiebstählen zur Nachtzeit erkennbar.

Aus der Statistik ergeben sich für ausgewählte Deliktsbereiche verschiedene Auffälligkeiten: So kam es zu einem Anstieg der Urkundenfälschungsdelikte, da im Jahr 2022 erstmalig die Fälschung von Impfausweisen in die polizeiliche Kriminalstatistik aufgenommen wurde. Von den insgesamt 1.652 Fällen der Urkundenfälschung waren 639 Fälschungen von Impfausweisen, was einen Prozentsatz von 38,7 ausmacht.

Darüber hinaus lässt sich ein deutlicher Anstieg im Deliktsbereich der Sexualdelikte ausmachen. Insgesamt 1.594 Fälle, und damit 332 bzw. 26,3 Prozent mehr als im Vorjahr, wurden hier verzeichnet. Eine Erklärung dafür ist die Zunahme der Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Verbreitung bzw. des Besitzes kinderpornographischer Inhalte: 101 Fälle sexuellen Missbrauchs und 579 Strafverfahren wegen kinderpornographischer Inhalte wurden eingeleitet. Das sind 55,4 Prozent bzw. 37,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Hier zeigt sich, dass der Einfluss des Internets als Tatmittel bei Sexualdelikten in den letzten Jahren konstant gestiegen ist und nun bei annähernd 50 Prozent der registrierten Fälle liegt. Diese neuen Kriminalitätsphänome im Zusammenhang mit “Cybercrime” stellen einen Schwerpunkt der Kriminalitätsbekämpfung dar. Auf neue Phänomene muss die Polizei mit adäquaten und zielgerichteten Maßnahmen reagieren. So werden inzwischen IT-Kriminalistinnen und -Kriminalisten ausgebildet, bei denen es sich um spezielle Fachkräfte für den Bereich der Internetkriminalität handelt.

Denn die gestiegenen Fallzahlen von kinderpornographischen Inhalten lassen sich mit dieser intensivierten Ermittlungs- und Auswertungsarbeit der Kriminalpolizei erklären. Hier wird im Bereich des Internets gezielt nach kinderpornographischen Inhalten gesucht, umfangsreiches Datenmaterial ausgewertet und entsprechende Ermittlungs- und Folgeverfahren eingeleitet. Zudem ist aber auch die Anzeigenbereitschaft der Geschädigten gestiegen. “Je intensiver wir ermitteln, umso mehr Straftaten decken wir auf. Wir sprechen hier von Fällen der Kinderpornographie, die bislang im Dunkelfeld lagen”, erläutert Polizeivizepräsident Jürgen Süs.

Die Aufklärungsquote der Sexualdelikte liegt bei 90,8 Prozent und damit bei einem erfreulichen Spitzenwert der letzten fünf Jahre.

Im Deliktsbereich der Bedrohung ist ebenfalls ein signifikanter Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen: 2.561 Fälle gab es im Jahr 2022 und damit 670 mehr als im Vorjahr, was einer 35,4 prozentigen Zunahme entspricht. Erklärbar sind diese Zahlen neben den wegfallenden Corona-Beschränkungen auch mit der Erweiterung des Anwendungsbereichs des zugrundeliegenden Paragraphen 241 StGB. Für eine Verwirklichung des Tatbestands ist demnach nicht mehr die Drohung mit einem Verbrechen notwendig. Der § 241 StGB greift damit auch schon deutlich niedrigschwelliger als zuvor.

Ein Teilbereich der polizeilichen Kriminalstatistik ist die Straßenkriminalität und die Gewalt im öffentlichen Raum. Dazu zählen Handtaschenraub, gefährliche und schwere Körperverletzung, Raubüberfälle und auch die Sachbeschädigung. Bei Letzterer sind insbesondere Graffitistraftaten zu nennen, da gerade diese für einen stetigen Anstieg der Straßenkriminalität sorgen: ganze 3.961 Fälle von Graffitistraftaten wurden im Jahr erfasst, 3.693 davon allein im Gebiet der Stadt Koblenz.

Diese Auffälligkeiten lässt sich wie im Vorjahr auf das Projekt “Saubere – sichere Stadt” der Stadt Koblenz zurückführen. Diese hatte einen Graffiti-Koordinator bestellt, der alle im Stadtgebiet Koblenz an öffentlichen und privaten Liegenschaften angebrachten Graffitis bei der Polizei zur Anzeige bringt und umgehend deren Beseitigung veranlasst. Die Anzeigenquote beträgt daher annähernd 100 Prozent, es wird von einem kaum merklichen Dunkelfeld ausgegangen. Dabei kann es durchaus sein, dass ein Beschuldigter mehrere Graffitis auf einer Fläche anbringt, diese aber als mehrere Taten angezeigt und schriftlich bei der Polizei vorlegt werden. Bei einer Gesamtanzahl von 5.526 Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen und Plätzen machen die Graffitis so 71,7 Prozent der Taten aus.

Die Fallzahlen der Rauschgiftkriminalität sind im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen auf 6.936 Taten. Die Zunahme beträgt damit 4,4 Prozent bzw. 293 Taten. Wirft man einen Blick zurück ins Jahr 2020, ist jedoch ein Rückgang von 300 Taten zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote stieg leicht auf 92,7 Prozent.

Im Jahr 2022 wurden 1.010 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte erfasst. Dies bedeutet eine Zunahme der Gesamtzahl um 156 Fälle im Vergleich zum Vorjahr (854 Fälle). Den größten Anteil der Straftaten in diesem Bereich machen Beleidigungen und Widerstand, gefolgt von tätlichen Angriffen auf Vollstreckungsbeamte aus. Insgesamt 258 tätliche Angriffe wurden in der PKS erfasst und damit 55 Fälle mehr als im Vorjahr, was einer prozentualen Steigerung von 27,1 Prozent entspricht.

Ein Effekt, der zum einen auf das Wiederaufleben der Bar- und Vergnügungsszene nach den Coronajahren zurückzuführen sein dürfte, zum anderen aber auch auf eine differenziertere Auswertung dieser Straftaten, durch den noch validere Zahlen erhoben werden konnten. So zeigt auch der Vergleich zu den Jahren vor Corona einen Zuwachs der Fallzahlen: Im Jahr 2019 wurden 851 Fälle erfasst, 2018 gar 820.

“Nach den beiden Pandemiejahren gab es 2022 wieder deutlich mehr Einsatzlagen in Zusammenhang mit Veranstaltungen. Mit diesem vermehrten Einsatzaufkommen sehen wir auch eine Zunahme der körperlichen Gewalt gegen unsere Kolleginnen und Kollegen. Wir sollten als Gesellschaft alles daran setzen, diese Entwicklung zu stoppen und den gegenseitigen respektvollen und wertschätzenden Umgang unseren Kolleginnen und Kollegen gegenüber wieder zu stärken,” so Vizepräsident Süs.

Auch Polizeipräsident Karlheinz Maron betont: “Wir leben in nach wie vor schwierigen und besonderen Zeiten. Unsere Aufgabe als Polizei ist es, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken, mit Engagement und Konsequenz Straftaten zu verfolgen und zielgerichtet präventiv zu wirken. Die Kriminalstatistik 2022 zeigt, dass die Einsatzbelastung nach den Pandemiejahren zugenommen hat. Damit mussten wir rechnen. Sie zeigt aber auch eine Rückkehr zu den Zeiten vor der Pandemie und damit, dass die Menschen in unserer Region weiter sehr sicher leben. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten dazu nach wie vor messbar gute, bürgernahe Arbeit. Sie sind immer ansprechbar für unsere Bürgerinnen und Bürger. Daher mein Appell an unsere Mitbürger: Zeigen Sie Straftaten an, von denen Sie Kenntnis erlangen. Gehen Sie auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu, wenn Sie Hinweise zur Klärung einer Straftat haben. Jeder kann seinen Beitrag leisten, damit unsere Region weiter so sicher bleibt.”

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