Messerangriff in Herdecke: Tochter sticht auf SPD-Bürgermeisterin ein – Sohn im Fokus der Ermittler
Herdecke (NRW) – Es ist 12.05 Uhr, als ein Notruf die Leitstelle erreicht. Eine 17-Jährige meldet aufgeregt, ihre Mutter sei vor dem Haus überfallen worden – von mehreren Männern, schwer verletzt, kaum ansprechbar. Minuten später treffen Rettungskräfte und Polizei ein. Im Wohnzimmer sitzt Iris Stalzer (57), frisch gewählte SPD-Bürgermeisterin der Stadt Herdecke, blutüberströmt in einem Sessel. Die Anruferin ist ihre Adoptivtochter Zoe.
Messerangriff auf Bürgermeisterin Herdecke – Die Tochter im Zentrum des Dramas
Was anfangs wie ein brutaler Überfall aussieht, entpuppt sich rasch als familiäres Drama. Denn schon bald merken die Ermittler: Die Geschichte vom Angriff mehrerer Männer passt nicht. Keine Spuren eines Eindringens, keine Verwüstung vor dem Haus. Stattdessen Hinweise, die direkt in den Keller führen – und zu Zoe selbst.
Nach kurzer Zeit gesteht Iris Stalzer, wer sie tatsächlich angegriffen hat. Ihre Tochter habe sie im Keller attackiert, zunächst mit Deospray und Feuerzeug, um sie anzuzünden, dann mit zwei Messern auf sie eingestochen. Die Ärzte zählen 13 Stichwunden – in Bauch, Brust und Rücken – sowie schwere Kopfverletzungen. Ein Martyrium, das laut Stalzer mehrere Stunden dauerte. Zoe rief später selbst den Notarzt. Ob aus Reue oder Kalkül, bleibt unklar.
Der Bruder Frantz und das Blut im Zimmer
In Zoes Zimmer finden Ermittler ihre blutverschmierte Kleidung. Die beiden Tatmesser liegen im Zimmer ihres Bruders Frantz (15). An den Klingen klebt das Blut der Bürgermeisterin. Unklar ist, ob Frantz an der Tat beteiligt war oder schlief, wie Zoe behauptet. Nachbarn berichten jedoch, sie hätten zuvor einen heftigen Streit gehört. Die Polizei schließt nicht aus, dass der Bruder mehr weiß, als er sagt.
Die Geschwister leben seit vielen Jahren bei Iris Stalzer und ihrem Ehemann. Beide Kinder sind adoptiert – Zoe stammt aus Mali, Frantz aus Haiti. Die Bürgermeisterin und ihr Mann holten sie als Kleinkinder nach Deutschland, gaben ihnen ein Zuhause und hofften auf eine glückliche Familie. Doch hinter der bürgerlichen Fassade entwickelte sich offenbar ein explosives Familienleben.
Konflikte, Gewalt und Hilferufe
Nachbarn berichten von häufigen Streitigkeiten, teils mit der Polizei. Die Kinder sollen wiederholt Geld und Schmuck entwendet haben. Schon im Sommer musste die Polizei einschreiten, nachdem es zwischen Mutter und Tochter eskaliert war – angeblich war auch damals ein Messer im Spiel. Der Sohn habe zudem Gegenstände nach den Eltern geworfen. Iris Stalzer schrieb laut Informationen einen Hilferuf ans Jugendamt – sie fühlte sich überfordert und bat um Unterstützung.
Am Tag vor der Tat suchte sie selbst die Polizeiwache Wetter/Ruhr auf. Ihr Mann war auf Dienstreise, sie allein mit den Kindern. Sie sagte, sie fühle sich bedroht – besonders von Zoe. Sie habe Angst um ihr Leben. Ein Polizeisprecher bestätigt: „Ein Vorgang wurde angelegt, alle notwendigen Maßnahmen wurden getroffen.“ Doch geholfen hat das nicht.
Rache, Wut – oder Verzweiflung?
Die Ermittler prüfen, ob Zoe aus Rache handelte. Laut Aussage der Bürgermeisterin soll die Tochter „Rache“ angekündigt haben, bevor sie im Keller auf sie losging. Ob der Angriff geplant war, bleibt unklar. Psychologen untersuchen derzeit, in welchem Zustand sich die Jugendliche befand und ob sie ihre Tat überblicken konnte. Dass sie den Notruf absetzte, wird juristisch als „Rücktritt von der versuchten Tat“ gewertet – ein Grund, weshalb kein Haftbefehl erlassen wurde. Strafverteidiger äußern jedoch Zweifel an dieser Einschätzung.
Was wird aus den Kindern?
Nach der Tat brachte die Polizei Zoe in eine psychiatrische Einrichtung. Dort wird sie betreut und medizinisch untersucht. Ihr Bruder Frantz steht unter Beobachtung des Jugendamtes. Ermittler wollen klären, ob er an der Tat beteiligt war oder Zeuge wurde. Beide Kinder bleiben bis auf Weiteres getrennt von ihren Eltern. Iris Stalzer erholt sich derweil im Krankenhaus von ihren schweren Verletzungen und steht weiterhin unter psychologischer Betreuung.
Vom politischen Aufstieg in den privaten Albtraum
Für Iris Stalzer war die Tat ein Absturz aus dem Erfolg ins Entsetzen. Tochter eines Stahlarbeiters, erfolgreiche Anwältin, politisch engagiert – sie war der neue Hoffnungsträger der SPD im Ruhrgebiet. Am 1. November hätte sie offiziell ihr Amt als Bürgermeisterin antreten sollen. Doch statt Rathaus wartet nun ein Krankenhauszimmer auf sie. Die Stadt Herdecke steht unter Schock, und die Frage bleibt: Wie konnte eine Familie, die so viel Gutes wollte, so tief in die Dunkelheit stürzen?
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Unser Redaktionsteam bleibt an dem Fall dran und berichtet, sobald neue Erkenntnisse über den Messerangriff auf die Bürgermeisterin von Herdecke und ihre Familie vorliegen.
