Ab Oktober braucht es eine neue Corona-Schutzverordnung. Die Bundesregierung bringt ihren Entwurf auf den Weg. Damit werden in Zรผgen und im Flugverkehr wieder FFP2-Masken verpflichtend. Union und Krankenhรคuser dringen darรผber hinaus auf einheitliche Vorschriften.
Das Bundeskabinett will am Vormittag schรคrfere Corona-Schutzauflagen mit neuen Maskenpflichten in Deutschland billigen. Zum Schutz vor einer Corona-Herbstwelle soll es den Lรคndern ab Oktober wieder mรถglich werden, etwa in Geschรคften Maskenpflicht zu verhรคngen. In Fernzรผgen und Flugzeugen sollen FFP2-Masken vorgeschrieben sein. Die geplanten Neuerungen gehen auf einen Entwurf von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Bundesjustizminister Marco Buschmann von Anfang August zurรผck. Beide stellen im Anschluss die Verordnung vor. Auf den Kabinettsbeschluss folgen die parlamentarischen Beratungen.
Vor dem Hintergrund der Kanadareise von Bundeskanzler Olaf Scholz und Vizekanzler Robert Habeck ging die Debatte รผber die Maskenpflicht in Fliegern weiter. Scholz und Habeck flogen zur letzten Station ihrer dreitรคgigen Kanada-Reise weiter – auf dem Weg von Toronto nach Neufundland galt an Bord des Regierungsfliegers erneut keine Pflicht, eine Maske zu tragen. Es gab nur eine Empfehlung. Die verpflichtenden PCR-Tests vor Beginn der Reise in Berlin am Sonntag waren zum Zeitpunkt des Abflugs mindestens 50 Stunden her. Scholz verwies angesichts der Kritik auf “klare Regeln” fรผr Regierungsflรผge.
FDP will fรผr Flugzeuge nachverhandeln
Die FDP will nun noch einmal รผber Lockerungen bei Schutzmaรnahmen in Flugzeugen verhandeln. “Sobald das Kabinett die endgรผltige Fassung des Infektionsschutzgesetzes verabschiedet hat, werden wir uns mit unseren Koalitionspartnern absprechen und prรผfen, wo Nachbesserungsbedarf besteht”, sagte FDP-Fraktionschef Christian Dรผrr in mehreren Interviews. So stellte er in den Raum, ob es nicht auch kommerziellen Flรผgen Testausnahmen geben sollte. “Und wie sieht es eigentlich mit der europรคischen Einheitlichkeit aus?”
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft hรคlt hingegen eine Verschรคrfung der Maskenpflicht fรผr “nicht verhรคltnismรครig und nicht nachvollziehbar” Da es sie in kaum einem anderen europรคischen Land gebe, sei sie “heute schon nur schwer vermittelbar”, sagte en Spitzenvertreter der “Bild”.
Mehr Entscheidungsfreiraum fรผr die Lรคnder
Auch bislang dรผrfen Verkehrsmittel des Luftverkehrs laut Infektionsschutzgesetz nur mit Maske genutzt werden – neben einer FFP2-Maske ist aber auch eine medizinische Maske erlaubt. Eine weitere รnderung des Ursprungsentwurfs bezieht sich auf Ausnahmen fรผr Maskenpflichten etwa in Restaurants, wie sie die Lรคnder kรผnftig verhรคngen kรถnnen sollen. Geplante Ausnahmen fรผr frisch Geimpfte und Genesene waren zunรคchst verpflichtend geplant. Nun sollen die Ausnahmeregelungen fรผr Geimpfte und Genesene laut Redaktionsnetzwerk Deutschland ) gegenรผber den Ursprungsplรคnen in eine Kann-Regelung fรผr die Lรคnder umgewandelt werden. Eine zwingende Ausnahme von der Maskenpflicht soll es demnach weiterhin nur dann geben, wenn die Person frisch getestet ist. Viele Bundeslรคnder hatten die geplanten Ausnahmen kritisiert. Laut dem Entwurf von Lauterbach und Buschmann soll es auch eine Masken- und Testpflicht in Krankenhรคusern und Pflegeeinrichtungen geben.
Der Wirbel um den Regierungsflug von Scholz und Habeck heizt die Debatten um die staatlichen Schutzauflagen insgesamt an. Unionsfraktionsvize Jens Spahn sagte bei “RTL Direkt”, die Regeln mรผssten gleich sein: “Entweder fรผr alle Maske oder fรผr alle keine Maske.”
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaร, forderte generell vor allem eine klare Regelung zu Maskenpflichten: “Die Politik muss sich entscheiden, im Falle hoher Inzidenzen entweder eine generelle Maskenpflicht in Innenrรคumen und in รถffentlichen Verkehrsmitteln fรผr alle verpflichtend zu machen oder diese Schutzmaรnahme grundsรคtzlich der Eigenverantwortung der Menschen zu รผberlassen, so wie dies in vielen europรคischen Lรคndern mittlerweile รผblich ist”, sagte er der “Rheinischen Post”. “Aus Sicht der Krankenhรคuser sollte es bei einer generellen Maskenpflicht bei hohen Inzidenzen bleiben. Wir brauchen nachvollziehbare Schwellenwerte fรผr das Inkraftsetzen der Regelungen.”
Die neuen Corona-Maรnahmen sollen vom 1. Oktober an gelten. Die bisherigen Corona-Bestimmungen im Infektionsschutzgesetz laufen vorher aus. Bis dahin muss dann das Gesetzgebungsverfahren fรผr die neuen Regeln durchlaufen sein.
Quelle: ntv.de
