Es waren nur wenige Minuten, die Leben zerstรถrten und die Stadt Trier in einen Schock versetzten.
Am 1. Dezember 2020 raste ein Mann mit einem Gelรคndewagen durch die Fuรgรคngerzone, tรถtete und verletzte gezielt Menschen.
Mitte August hat der Prozess vor dem Landgericht Trier begonnen.
Hier berichten wir regelmรครig รผber den Stand der Verhandlung.
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15. Februar 2022
Rentner sah Familienvater und Baby sterben
Im Prozess schilderten mehrere Zeugen, was im Umfeld des Hauptmarktes passierte. Sichtlich bewegt beschrieben sie, wie ein 45-jรคhriger Mann und sein Baby getรถtet wurden.
Ein Rentner erinnerte sich vor Gericht, wie der Familienvater und seine neun Wochen alte Tochter zehn Meter vor seinen Augen von hinten angefahren wurden und starben.
“Das war Mord”, sagte der Zeuge immer wieder. Die Frau des Familienvaters und das zweite Kind hรคtten alles fassungslos ansehen mรผssen.
Eigentlich sollte auch auch die Mutter des Babys und Ehefrau des Mannes vor Gericht aussagen. Sie lies sich entschuldigen, weil sie es nicht ertragen kรถnne. Selbst dann nicht, wenn der Angeklagte den Saal verlassen wรผrde.
1. Februar 2022
Schwerverletzte Jugendliche sagt aus
Im Prozess um die Trierer Amokfahrt hat eine 15-Jรคhrige ausgesagt, die lebensgefรคhrlich verletzt wurde. Sie kam am 1. Dezember 2020 mit ihrem Freund aus einem Geschรคft, als der Amokfahrer sie mit seinem Auto frontal traf.
Kรถrperlich wirkte sie wiederhergestellt. Sie erklรคrte jedoch, dass sie Konzentrationsprobleme habe und ihr Wรถrter nicht mehr so schnell einfielen wie frรผher.
Ihr Freund sagte aus, er habe den Gelรคndewagen im letzten Moment kommen sehen und sei zur Seite gesprungen. Das Mรคdchen wurde hingegen von hinten getroffen, auf die Motorhaube des Wagens aufgeladen und weggeschleudert. Laut Anklageschrift wurde ihr Schรคdel verletzt, die Lungen, die Leber und die Nieren. Das Becken gebrochen. Der Angeklagte hรถrte mit gesenktem Kopf zu und schwieg.
ย 26. Januar 2022
Straรenreiniger schildert, wie er einem Opfer vergeblich zu helfen versuchteย
Im Prozess um die Amokfahrt in der Trierer Innenstadt haben am Mittwoch mehrere Augenzeugen ausgesagt. Ein Straรenreiniger schilderte, wie der Gelรคndewagen im Dezember 2020 mit hohem Tempo in die Fuรgรคngerzone einbog und sofort mehrere Menschen umfuhr.
Er habe gerade einen Mรผlleimer geleert, als plรถtzlich Menschen durch die Luft flogen, sagte der Straรenreiniger. Er habe versucht einer Frau zu helfen, ihr seine Arbeitsjacke unter den Kopf gelegt. Ihr Puls sei nur noch schwach gewesen. Die Frau starb.
Der Bruder der Getรถteten, der als Nebenklรคger am Prozess teilnimmt, war so ergriffen, dass er den Saal verlieร. Andere Zeugen berichteten wie der Tรคter im Zickzack auf Fuรgรคnger zugefahren sei.
Viele rangen vor Gericht um Fassung und haben bis heute mit den Folgen zu kรคmpfen. Der Angeklagte hingegen zeigte keine erkennbare Regung und sagte nichts.
18.1.2022
Erstes Opfer des Trierer Amokfahrers sagt als Zeugin aus – 18. Januar 2022
Im Prozess um die Trierer Amokfahrt wurde jetzt die Frau als Zeugin gehรถrt, die als erstes Opfer vom mutmaรlichen Tรคter angefahren wurde. ย Die 66-Jรคhrige schilderte den Moment, als der mutmaรliche Amokfahrer beschleunigte und in die Trierer Fuรgรคngerzone hineinfuhr. Dabei sei sie vom Fahrzeug erfasst und zur Seite geschleudert worden. Schwer verletzt wurde sie nicht.
Die Zeugin schilderte, wie der mutmaรliche Amokfahrer nach dem Zusammenstoร gezielt auf eine andere Frau zugefahren sei und sie umgefahren habe. Dieses Gerรคusch werde sie nie vergessen, sagte die 66-Jรคhrige. Danach habe sie gesehen, wie das Auto weitergefahren sei und erneut jemanden angefahren habe. Noch immer leide sie unter den Folgen der Tat. Sie kรถnne zum Beispiel immer noch nicht ohne Angst in die Innenstadt gehen.
5.1.2022
Im Prozess um die Trierer Amokfahrt wurden heute fรผr die Rekonstruktion des Tatablaufs Standbilder aus Videoaufnahmen gezeigt.
Die Aufnahmen stammen aus den รberwachung- Kameras zahlreicher Geschรคfte in der Innenstadt.
Die Aufnahmen wurden nach der Tat von der Kriminalpolizei sichergestellt. Sie zeigen das mutmaรliche Auto des Angeklagten, als es durch die Fuรgรคngerzone fรคhrt. Zu sehen sind darauf Passanten, die offensichtlich zur Seite springen oder sich in Geschรคften in Sicherheit bringen. Weiterhin wurden Standbilder gezeigt, die den Zusammenstoร des PKW mit Fuรgรคngern dokumentieren und wie die Opfer teilweise meterweit durch die Luft geschleudert werden. Insgesamt haben die Ermittler 166 Video- und Fotodateien ausgewertet, um den Tatablauf vom 1. Dezember 2020 zu rekonstruieren.
Auรerdem wurden mehrere Kriminalbeamte, die die Auswertung gemacht hatten, als Zeugen vernommen.
Verhandlungstag muss nicht wiederholt werden – 19.November 2021
Im Prozess zur Amokfahrt in Trier vom 1. Dezember 2020 muss der Verhandlungstag vom vergangenen Dienstag nicht wiederholt werden. Das Gericht teilte mit, es sei nicht der Auffassung, dass dazu Anlass bestรผnde. Der Angeklagte hatte am Mittwoch durch seine Verteidiger ausrichten lassen, er habe am Tag zuvor nicht alle Zeugen gut hรถren kรถnnen, da der Lautsprecher an seinem Tisch verรคndert worden sei. Die Richterin bezog sich auf den Bundesgerichtshof, wonach solche Probleme sofort mitzuteilen sind und nicht erst einen Tag spรคter. Daraufhin nannte der Angeklagte die Zeugen, die er gut verstehen konnte. Ob die anderen drei Zeugen dieses Tages erneut aussagen mรผssen, ist aber noch nicht entschieden.ย
Muss Verhandlungstag wiederholt werden?-
17.November 2021
Das Landgericht Trier prรผft, ob der Prozesstag vom 16. November wiederholt werden muss, um eine Revision zu vermeiden. Der Verteidiger des Angeklagten teilte am Mittwoch mit, dass sein Mandant wรคhrend des Verhandlungstages am Dienstag nicht alle Zeugen gut hรถren konnte, weil der Lautsprecher an seinem Sitzplatz verรคndert worden sei. Warum das Problem nicht bereits am Dienstag angesprochen wurde, blieb offen. Die Richterin, die Staatsanwaltschaft und die Anwรคlte der Nebenklage haben den Verdacht geรคuรert, dass es sich dabei um eine Taktik handelt, um den Prozess zu verzรถgern. Eine Entscheidung, ob der komplette Verhandlungstag wiederholt werden muss, damit es nicht nach dem Urteil zu einer Revision kommt, ist noch nicht gefallen.
Am Mittwoch wurde ein weiterer Polizist als Zeuge befragt. Er hat ausgesagt, dass der Angeklagte wenige Wochen vor der Tat in der Wache erschienen war. Dort habe er angegeben, als Kind medizinischen Versuchen ausgesetzt gewesen zu sein. Sein Vater habe dafรผr Geld bekommen und damit ein Haus gebaut. Der Angeklagte wollte das Geld haben. Die Beamten in der Polizeiwache hรคtte ihm aber gesagt, dass das eine zivilrechtliche Angelegenheit sei und die Polizei ihm dabei nicht helfen kรถnne. Die Beamten hรคtten ihm geraten, sich einen Anwalt zu nehmen. Daraufhin sei der Angeklagte gegangen. Der Polizist schilderte vor Gericht, dass ihm die Geschichte zwar seltsam vorgekommen sei, der Mann aber keinen geistig verwirrten Eindruck gemacht habe.
Notar hat ausgesagt –
16.November 2021
Im Prozess um die Trierer Amokfahrt vom 1. Dezember hat am Dienstag ein Notar als Zeuge vor dem Landgericht ausgesagt. Der Angeklagte war am Tag vor dem Verbrechen noch in seiner Kanzlei gewesen. Der Notar sagte aus, der Angeklagte sei am 30. November ohne Termin in seiner Kanzlei erschienen. Er habe erzรคhlt, er sei als Kind einer medizinischen Versuchsreihe ausgesetzt gewesen. Das Geld, das ihm dafรผr zustehe – angeblich mehrere hunderttausend Euro – sei durch Grundbuchurkunden belegt. Der Notar sagte, er habe gemerkt, dass der Mann unter Strom stand, das Gesprรคch sei aber sehr sachlich verlaufen und er habe dem Mann gesagt, wo er die Urkunden einsehen kรถnne. Am nรคchsten Tag habe er erfahren, was passiert sei, als die Polizei in seine Kanzlei kam.
Auch eine ehemalige Mitschรผlerin des Angeklagten sagte als Zeugin aus. Ihr gegenรผber soll er vorher das Thema Amok erwรคhnt haben. Die Frau sagte im Prozess, sie sei dem Angeklagten vor dem 1. Dezember einmal zufรคllig auf der Straรe in Zewen begegnet. Man habe sich kurz begrรผรt. Er habe erwรคhnt, dass er bei einer Freundin wohne, dort aber immer um 6 Uhr morgens raus mรผsse. Auf ihre Frage, warum er sich keine Wohnung suche, habe er geantwortet, er wรผrde eher einen Amoklauf machen, dann bekรคme er ein Bett und ein warmes Essen. Die Frau sagte, sie habe die รuรerung damals nicht ernst genommen.
Zum ersten Mal sagte auch eine Augenzeugin aus. Sie war nach eigenen Angaben in ihrer Mittagspause in der Stadt. Sie hรถrte ein lautes Knallen, ging vom Dom aus Richtung Hauptmarkt. Dabei sah sie, wie der Gelรคndewagen an ihr vorbei raste und eine junge Frau rammte, die gerade an einem Bonbonstand etwas kaufte. Die junge Frau sei durch die Luft geflogen. Die รrztin sagte, sie habe erste Hilfe leisten wollen, die junge Frau sei aber schon tot gewesen.
Bekannte des Angeklagten berichten: Er wollte eine Waffe –
10. November 2021ย
Bekannte des Angeklagten berichteten als Zeugen รผber eine dunkle und aggressive Seite des mutmaรlichen Amokfahrers – vor allem, wenn er betrunken war. So habe er vor der Tat versucht, an eine Waffe zu kommen und habe angekรผndigt, seine Schwester zu tรถten. Das habe aber niemand ernst genommen.
Freunde und Bekannte des Angeklagten sagen aus –
9. November 2021
Die Freunde des Mannes beschrieben den Angeklagten alle als hilfsbereit. Er habe aber immer das Gefรผhl gehabt, benachteiligt und verfolgt zu werden. Sie hรคtten nicht alle รuรerungen ernst genommen. Sie hรคtten ihn finanziell immer unterstรผtzt, weil er seine Arbeit gekรผndigt hatte und zeitweise obdachlos gewesen sei. Kurz vor der Tat am 1. Dezember habe er ihnen die Freundschaft gekรผndigt.
ย Chef der Mordkommission und Freundin des Angeklagten sagen aus – 2. November 2021
Im Prozess um die tรถdliche Amokfahrt in der Trierer Fuรgรคngerzone sagte am Dienstagvormittag der Leiter der Mordkommission als Zeuge aus. Er hatte den Angeklagten nach der Tat รผber mehrere Stunden vernommen.
Mit Spannung war ihre Aussage erwartet worden: Am Dienstagnachmittag sagte auch eine enge Freundin des mutmaรlichen Amokfahrers vor Gericht aus.
Angeklagter hatte Schulden bei Krankenkassen –
27. Oktober 2021ย
Die Ermittler berichten weiter รผber ihre Ermittlungen und den Angeklagten. Seine letzte Wohnanschrift sei das Benedict-Labre Haus in Trier gewesen – eine Obdachlosenunterkunft. Dort sei ihm aber bereits 2015 wegen Streitigkeiten Hausverbot erteilt worden, sagte einer der Polizeibeamten.
Bei zwei Krankenkassen habe er zudem Beitragsrรผckstรคnde von fast 21.000 Euro gehabt. Bis Mitte April 2020 sei er in einer Elektrofirma in Igel angestellt gewesen. Das Arbeitsverhรคltnis sei aber auf Wunsch des Angeklagten aufgelรถst worden.
Polizisten berichten von wirren Aussagen des Angeklagten –
6. Oktober 2021
Im Prozess um die Amokfahrt in der Trierer Innenstadt hat am Mittwoch vor dem Landgericht ein Kriminalbeamter zu den ersten Vernehmungen des mutmaรlichen Amokfahrers ausgesagt. Dabei ging es auch um den Tathergang und ein mรถgliches Tatmotiv.
Der Angeklagte habe in den Vernehmungen widersprรผchliche Angaben gemacht, sagte der Polizist. Erst habe er sich an nichts erinnern kรถnnen und dann die Amokfahrt als Reihe von Unfรคllen wegen einer Panikattacke dargestellt. Immer wieder habe er behauptet, ein Trierer Notar habe ihm 350.000 bis 500.000 Euro vorenthalten und ihn am Tag vor der Tat gedemรผtigt, als er in dessen Kanzlei war, um das Geld einzufordern. Es soll dem mutmaรlichen Amokfahrer eigenen Angaben nach wegen einer medizinischen Versuchsreihe zustehen. Im weiteren Verlauf der Vernehmungen habe der Angeklagte alles widerrufen und gesagt, er wolle nun abwarten, was man ihm รผberhaupt beweisen kann.
*** Polizist berichtet รผber mรถgliches Tatmotiv des Angeklagten – 24. September 2021 ***
Am Freitag hat ein Beamter der Kriminalpolizei ausgesagt. Der Ermittler berichtete unter anderem von einem mรถglichen Tatmotiv des Angeklagten.
Demnach habe der mutmaรliche Tรคter am Tag vor der Amokfahrt noch versucht, an Geld zu kommen, welches ihm angeblich zustehe. Bis zu 500.000 Euro sollen das gewesen sein, die eine andere Person in einem Tresor gehabt habe. Er sei dort aber so erniedrigend behandelt worden, dass dies dann zu dem gefรผhrt habe, was am nรคchsten Tag in der Fuรgรคngerzone passiert sei, so der Angeklagte in seiner polizeilichen Vernehmung nach der Tat. Damit wurden erst mal konkrete Anhaltspunkte zum Tatmotiv bekannt. In weiteren Verhรถren durch die Polizei soll der Angeklagte zu der Frage nach dem Warum allerdings geschwiegen haben. Weitere Kriminalbeamte sollen an den folgenden Verhandlungstagen ebenfalls vor dem Gericht gehรถrt werden.
Zeugen identifizieren Angeklagten –
22. September 2021
Am Mittwoch hat ein Zeuge den mutmaรlichen Tรคter erstmalig identifiziert. Der 17-Jรคhrige sagte in der Verhandlung aus: “Der Mann ist ja heute hier”. Auf Nachfrage, wen er meine, deutete der Zeuge auf den Angeklagten. In der heutigen Verhandlung wurden erneut mehrere zivile Zeugen zum Tatgeschehen am ersten Dezember letzten Jahres gehรถrt. Darรผber hinaus hat die Vorsitzende Richterin einen fรผr den 1. Dezember vorgesehenen Verhandlungstermin abgesagt. Der 1. Dezember ist der erste Jahrestag der Amokfahrt.
Zivile Zeugen sagen aus –
21. September 2021
Am Dienstag haben die ersten zivilen Zeugen ausgesagt. In ihren Aussagen ging es vor allem um den Zeitraum rund um die Festnahme des mutmaรlichen Tรคters.
Nach Aussage einer Zeugin sei der Angeklagte bis zum Ende mit hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen. Sie sagte am Dienstagvormittag vor dem Landgericht aus, sie habe gesehen, wie der mutmaรliche Tรคter das Auto am Straรenrand geparkt habe, ausgestiegen sei und eine Zigarette geraucht habe. Ein weiterer Zeuge gab an, der Angeklagte habe ihn aufgefordert, er kรถnne ruhig ein Video machen. Insgesamt habe der mutmaรliche Tรคter gelassen gewirkt, wรคhrend er auf die Polizei gewartet habe.
ย Polizisten sagen aus – 3. September 2021ย
Am zweiten Tag des Amok-Prozesses am Trierer Landgericht hat die Beweisaufnahme begonnen. Als erste Zeugen sagten zunรคchst Polizeibeamte aus.
Prozessauftakt vor dem Landgericht Trier – 19. August 2021ย
