Nach dem Verlassen einer Gaststรคtte in Mainz stรผrzt ein Mann schwer. Einige Tage spรคter erliegt er seinen Verletzungen. Bei der Suche nach Zeugen nutzt die Polizei Daten der Luca-App. Dabei ist die Abfrage illegal.
Die Polizei in Mainz hat einem Medienbericht zufolge bei Ermittlungen zu einem Sturz mit Todesfolge ohne rechtliche Grundlagen auf Daten der Luca-App zugegriffen. Das meldet der SWR unter Berufung auf eigene Recherchen. Demnach wurden durch die Datenabfrage Besucher einer Mainzer Gaststรคtte ausfindig gemacht, um sie als mรถgliche Zeugen befragen zu kรถnnen.
Der Hintergrund: Ein Besucher der Gaststรคtte war am 28. November nach Verlassen des Lokals offenbar gestรผrzt. Er starb einige Tage spรคter aufgrund seiner schweren Verletzungen. Eine Mitarbeiterin der Gaststรคtte bestรคtigte gegenรผber dem SWR, dass Kriminalbeamte nach dem Vorfall aktiv nach Daten aus der Luca-App gefragt hรคtten. Nach Datenfreigabe durch das Mainzer Gesundheitsamt sei die Mitarbeiterin dem Wunsch nachgekommen.
Die Luca-App wird in vielen Gaststรคtten und Restaurants zur Corona-Kontaktverfolgung genutzt. Laut Infektionsschutzgesetz ist sie aus datenschutzrechtlichen Grรผnden aber fรผr die Strafverfolgung unzulรคssig. Auf Anfrage des SWR bestรคtigte die Staatsanwaltschaft Mainz die Datenabfrage mithilfe der Luca-App. Insgesamt seien dadurch 21 mรถgliche Zeugen ausfindig gemacht und kontaktiert worden. Dieser Schritt sei mit der Polizei abgestimmt gewesen, teilte die Behรถrde mit.
Die Durchfรผhrung sei allerdings aufgrund einer falschen Bewertung des Infektionsschutzgesetzes erfolgt. Man habe bereits den Datenschutzbeauftragten der Behรถrde informiert und beabsichtige, auch den Landesdatenschutzbeauftragten von Rheinland-Pfalz in Kenntnis zu setzen.
“Die Staatsanwaltschaft Mainz drรผckt ihr Bedauern gegenรผber den insoweit vom unzulรคssigen Zugriff auf die Daten Betroffenen aus und bittet darum, diesen Zugriff zu entschuldigen”, zitiert der SWR aus einem Schreiben der Staatsanwaltschaft. Die Behรถrde will nun klรคren, ob in weiteren Ermittlungsverfahren Daten aus der Luca-App verwendet wurden. Bislang sei kein weiterer Fall bekannt, heiรt es.
SWR – NTVย
