Köln/Bergisch Gladbach – In Köln informieren Polizei und Staatsanwaltschaft über Einzelheiten zu den Razzien im Missbrauchssumpf von Bergisch Gladbach.
Bundesweit waren am Dienstag die Wohnungen von 50 Tatverdächtigen durchsucht worden.
Sie erläutern Hintergründe des bundesweiten Einsatzes, nehmen Stellung zu den umfangreichen Planungen im Vorfeld und berichten über erste Ergebnisse.
Teilnehmer der Pressekonferenz sind Kriminaldirektor Michael Esser, Leiter der Besonderen Aufbauorganisation (BAO) „Berg“, die den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach untersucht, und Oberstaatsanwalt Markus Hartmann. Er leitet die bei der Kölner Staatsanwaltschaft angesiedelte Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (ZAC).
Schauplatz der Durchsuchungen gegen 48 Männer und zwei Frauen in 60 Objekten waren die Bundesländer Brandenburg, Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Es geht um den Verdacht des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie.
Esser: „Wir haben keine Hinweise, dass diese Tatverdächtigen Misshandlungen von Kindern vorgenommen haben. Da ist uns ein Stein vom Herzen gefallen.“ Immer mehr Puzzleteile würden zusammengesetzt, um Kinder aus dem Leid herauszuholen und die Anonymität der Chats zu erhellen.
Nicht alle Chatteilnehmer könnten identifiziert werden. Esser: „Ich verspreche aber: Wir strengen uns an!“ In kriminalistischer Kleinarbeit habe man einige Klarnamen herausbekommen. Mehr als 2000 Asservate, vor allem Datenträger aber auch Safes, hätten die 1000 Polizisten und Spezialkräfte sichergestellt. Vier Personen seien bei den Einsätzen leichtverletzt worden, hätten etwa einen Schock erlitten.
Ein Verdächtiger aus Sachsen habe sogar noch während des Einsatzes sein Handy zerstört. Die Polizei ist aber zuversichtlich, die Daten dennoch auslesen zu können.
Die Ermittlungen rund um den Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach haben in den vergangenen zehn Monaten schon zu Spuren in sämtlichen Bundesländern geführt. Mit Stand 27. August wurde allein in Nordrhein-Westfalen gegen 84 Beschuldigte ermittelt, zehn Menschen waren bereits angeklagt, einer ist in Haft, acht in Untersuchungshaft.
Die Ermittler haben wiederholt von einem „Schneeball-System“ gesprochen: Mit jedem Verdächtigen werden sie auf weitere Täter aufmerksam. „Wir reden von 30 000 unbekannten Tatverdächtigen“, sagte Markus Hartmann, Leiter der ZAC NRW.
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