Er schoss der Polizistin mit einer Schrotflinte aus nächster Nähe in den Kopf, tötete ihren Kollegen kaltblütig mit Kugeln aus einem Jagdgewehr, auf dem ein Nachtsichtgerät angebracht war. Am Dienstag, dem 21. Juni, nun beginnt vor dem Landgericht Kaiserslautern der Prozess gegen Andreas S. (39), den Polizistenmörder von Kusel (Saarland).
Eines seiner Opfer war die Polizeianwärterin Yasmin B. (†24). Wenn es nach ihren Angehörigen geht, dann wird der Mörder für immer weggesperrt. Die Familie von Yasmin B. hat sich zurückgezogen, wird auch nicht zum Prozess kommen. Ihr Anwalt Olaf Möller (49): „Die Familie hofft, dass er nie wieder rauskommt. Ich gehe davon aus, dass ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe droht, möglicherweise auch eine besondere Schwere der Schuld festgestellt wird, dann kann er nicht nach der Mindeststrafe von 15 Jahren raus. Und dann eventuell noch die Sicherungsverwahrung.“
Auf eines hoffen die Angehörigen dagegen kaum noch. Möller: „Die Frage nach dem Warum wird wahrscheinlich ungeklärt bleiben. Wir gehen davon aus, dass der Hauptangeklagte keine Aussage machen wird.“
Klar ist: In der Nacht zum 31. Januar gegen 4.20 Uhr fiel Yasmin B. (†24) und Oberkommissar Alexander K. (†29) der Lieferwagen von Andreas S. auf, der mit offenen Heckklappen auf einer Landstraße bei Kusel (Rheinland-Pfalz) stand. Offenbar überraschten sie S. und seinen Gehilfen Florian V. (32) beim Wildern. S. griff zur Waffe, schoss der Polizistin noch einmal ins Gesicht, als sie schon am Boden lag.
Weil Andreas S. bei dem Mord seine Ausweispapiere verliert, kommen ihm die Ermittler schnell auf die Spur. Als ein Spezial-Einsatzkommando wenige Stunden später das Haus des Killers stürmt, stehen S. und V. gerade im Keller und zerlegen das erbeutete Wild. Sie lassen sich widerstandslos festnehmen
Florian V. kommt zwei Monate später wieder frei, wird nur wegen Wilderei und versuchter Strafvereitelung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft glaubt ihm, dass er nur der Handlanger von Andreas S. war, der die geschossenen Tiere durch den Wald schleppte.
Ein paar Tage vor dem Prozess wohnt V. immer noch in einem ehemaligen Hotel in Sulzbach, in dem Obdachlose, Geflüchtete und Sozialhilfeempfänger leben – direkt gegenüber der „Wurstküche“ von Andreas S., in der die beiden Tiere verarbeiteten.