Ein ungewöhnlich kunstvolles Konstrukt in einem Weizenfeld zwischen Dießen und Fischen zieht Esoteriker und Schaulustige an. Für den Bauern geht der Schaden in die Tausende.
Nach den Wildschweinen kommen die Esoteriker: So banal sieht das der Landwirt Georg Steingruber, was gerade mit seinem knapp vier Hektar großen Weizenfeld in der Nähe der Birkenallee im Süden des Ammersees passiert. Spätestens seit dem Wochenende befindet sich mittendrin ein sogenannter Kornkreis mit einem Durchmesser von etwa hundert Metern. Auf ringförmigen Bahnen und in exakten geometrischen Formen sind die Getreidehalme niedergedrückt, von oben aus betrachtet ergibt das ein riesiges imposantes Gebilde, das aus mehreren Ringen besteht. Hunderte reisen nun an, um sich das anzuschauen; manche empfinden dort eine besondere Energie, manche sehen darin eine Botschaft von Außerirdischen. Bauer Steingruber sieht darin vor allem einen wirtschaftlichen Schaden, der noch viel größer ist als der, den zuvor das Schwarzwild hinterlassen hat. Der finanzielle Schaden durch den Ernteausfall gehe in die Tausende, sagt er am Dienstag. Und zugleich räumt er ein: “Das ist ein unfassbares Kunstwerk. Die Anordnung gefällt mir.”
Tatsächlich sind Ringe und Dreiecksformen beeindruckend exakt “Da steckt eine Information drin, die wir noch nicht verstehen. Es könnte eine Vorwarnung sein”, mutmaßt Olha Wiest aus München. Angesichts der perfekten geometrischen Anordnung kann sie sich nicht vorstellen, dass Menschen das geschafft haben – und auch noch in so kurzer Zeit. “Ich spüre hier eine Energie, dass mir direkt schwindlig wird”, sagt sie. “Das ist eine Nachricht aus einer anderen Welt”, meint ihre Freundin aus Iffeldorf. “Das ist eine Probe der Kommunikation mit uns.”
Vor allem im Zentrum des Kreises scheinen diejenige, die dazu in der Lage sind, die Energie besonders stark zu empfinden. Dort sitzen sie an diesem Dienstag in der größten Mittagshitze in Meditationshaltung, manche mit geschlossenen Augen. Wadim Stoll breitet dort seine Arme weit aus, mit dem Gesicht gen Himmel, um die Energie aufzusaugen. Währenddessen erkunden andere barfuß das Gebilde. Die Schuhe stehen am Rand, wie am Eingang zu einem Tempel. Die 26-jährige Elisabetta Trenga aus Augsburg füllt eine Handvoll Erde in einen leeren Tabakbeutel und nimmt sich vor: “Wir kommen wieder”.
Die Besucher passieren mittlerweile auf dem Weg zum Kornkreis eine Tonne mit Spendenkasse, wie sie sonst an Sonnenblumen- oder Tulpenfeldern stehen. “Um den Schaden etwas abzumildern”, sagt Landwirt Steingruber. Der Ernteausfall sei dadurch aber bei weitem nicht auszugleichen. Er lässt die Besucher auf seinem Feld gewähren. Er verstehe, dass der Kornkreis “etwas Künstlerisches und Einmaliges” sei und dass die Besucher dies gerne mit eigenen Augen sehen möchten.
Einige Trampelpfade sind nun mit rot-weißen Plastikbändern markiert, um den Schaden in Grenzen zu halten. Was ihm zusätzlichen Ärger mit den Behörden einbrachte. Denn das Weilheimer Landratsamt sehe ihn nun als zuständigen Veranstalter, der wiederum dafür verantwortlich sei, dass die Corona-Regeln eingehalten werden. Darum appelliert Steingruber an die Besucher, diese Vorgaben zu beachten und Abstand voneinander zu halten. Er könne das nicht überwachen und habe schließlich anderes zu tun als Landwirt mit 70 Milchkühen im Stall, 70 Hektar Grünland und 26 Hektar Acker.
Was hier auf dem Feld zwischen Dießen und Fischen die Halme niedergedrückt haben könnte, das ist das Hauptthema mitten im Weizen. Echt oder fake?, lautet die Hauptfrage. Ähnliche Gebilde gab es in der Vergangenheit in der Nähe der Erdfunkstelle bei Raisting sowie bei Alling und Mammendorf. Nach einer langen Pause ist nun wieder so ein mysteriösen Kreis aufgetaucht.