“Sleep Tight” von Jaume Balagueró – Kritik
Dieser Psycho-Thriller vom bekannten spanischen Horror-Regisseur Jaume Balagueró ist nicht wirklich neu – der erschien bereits im Jahr 2011. Allerdings ist es ein Meisterwerk, das mit fünf verschiedenen Filmpreisen ausgezeichnet wurde. Und was macht diesen Film so besonders? Eigentlich ist es eine brillante Geschichte über Psychopathie und Empathie, Hass und Lebensfreude, Liebe und Zerstörung.
Der Protagonist des Films ist César, der als Concierge und Hausmeister in einem spanischen Mehrparteienhaus arbeitet. Eine Persönlichkeit mit psychopathischen oder narzisstischen Zügen, kann César nie Glück oder Freude empfinden. Der denkt ständig an Selbstmord und fühlt sich innerlich leer. Gefangen in seiner Leere, kann César nur dann etwas empfinden, wenn andere Menschen, bzw. Bewohner des Hauses Probleme im Leben haben. Und César macht das Leben der Bewohner bewusst schwer. Und eine Bewohnerin, die immer positive Energie ausstrahlt, heißt Clara.
Schlicht, aber philosophisch und elegant, mit Licht und Tönen wird im Film Kontrast zwischen dem Leben von Clara und César gezeigt. Währenddessen César sich im dunklen Raum mit Selbstmordgedanken im Kopf erwacht, freut sich eine schöne, lebensfrohe und empathische Clara über alles im Leben. Und César denkt aus eine schrecklichen “Rache”, oder will eventuell sehen, wie Clara darauf reagieren wird. Wann wird sie endlich traurig und deprimiert? César dringt nachts in ihre Wohnung ein, betäubt und vergewaltigt sie, ohne dass Clara etwas merkt.
Der macht unbemerkt auch weitere kleinere Untaten, um das Leben von Clara schlimmer zu machen. Allerdings bleibt Clara trotz aller Situationen lebensfroh und vertraut César voll. Inzwischen wird Clara schwanger von César, und ihr Freund Marcos findet in ihrer Wohnung Hinweise darauf, dass der Concierge nachts in. Ihre Wohnung eingedrungen hat. César tötet ihn und lässt alles wie ein Selbstmord aussehen, und die Polizei kann ihm nichts nachweisen. Nach dem schrecklichen Tod von Marcos zieht verzweifelte Clara aus dem Mehrfamilienhaus. César bleibt hier auch nicht – der Eigentümerprasident hat den gekündigt. Obwohl die Polizei nichts von Taten Césars weiß, hat der Eigentümerprasident offensichtlich Verdacht. Der fragt César, ob der jetzt zufrieden ist: Clara erlebt jetzt eine Tragödie, und auf ihrem Gesicht gibt es endlich kein Lächeln mehr. Nun reicht es dem César aber nicht – sein Spiel ist noch nicht zu Ende.
Nach eigener Zeit geht es Clara offensichtlich besser, die kümmert sich um ihr inzwischen geborene Kind. Auf ihrem schönen Gesicht kann sie wieder das Lächeln sehen. Und eines Tages schicht ihr César das Tagebuch, in dem der alles beschrieben hat, was er gemacht hat. Jetzt erfährt Clara auch die schreckliche Wahrheit – Vater von ihrem inzwischen geborenen Kind ist Psychopath César, der sie vergewaltigt und ihren Freund ermordet hat. In diesem Augenblick schaut sie erschrocken auf Ihr kleines Kind und fängt an, zu weinen. Und César erlebt in diesem Moment endlich positive Emotionen oder hat endlich wieder Interesse am Leben, nachdem das Leben von Clara offensichtlich zerstört ist.
Kein Horrorfilm im echten Sinne des Wortes, ist “Sleep Tight” aber ein Horror. Dieser Film wird sich kaum für einen entspannten Filmabend mit Ivibet Deutschland oder Brettspielen im Freundeskreis eignen. Es gibt im Film zwar keine Vampire oder Ungeheuer, aber es gibt einen realen Menschen, der selbst nichts fühlen kann und deswegen Glück von anderen Menschen hasst. Sehr gut gezeigt ist der Unterschied zwischen einem lebensfrohen Menschen (Clara) und einem offensichtlich psychisch ungesunden César, der sich innerlich leer fühlt.
Selbst nach dem Tod Ihres Geliebten findet empathische Clara wieder Sinn im Leben – sie kümmert sich um ihr Kind und ist nach wie vor ein Mensch mit Glück und Liebe im Herzen. Und César lebt sein eigenes Leben nicht – zynisch wartet er darauf, alles Clara zu gestehen. So sind im Grunde genommen toxische Persönlichkeiten, Psychopathen, Narzissten und Soziopathen. Und solche Menschen kann es leider auch im realen Leben geben, und dieser Gedanke macht einen Psycho-Thriller zu einem sehr dunklen und tragischen Film.