Tierarzt-Prozess legt Fleischskandal offen SOKO Tierschutz fordert Rücktritt von Amtschef
Tierquälerei - Tierschutzskandal
Osnabrück/Hannover/München – Die juristische Aufarbeitung des größten Tierschutzskandals Deutschlands geht voran. Zahllose schwer kranke und verletzte Tiere aus der ganzen Republik waren in Bad Iburg illegal geschlachtet worden. Die Tierärzte müssen sich wegen des Verdachts auf Tierquälerei verantworten.
Doch der Tierschutzskandal weitet sich durch Aussagen der angeklagten ehemaligen, amtlichen Tierärzte des Landkreises Osnabrück zu einem massiven Fleischskandal aus.
Aussagen der Tierärzte und das Beweismaterial von SOKO Tierschutz weisen darauf hin, dass nicht nur die kranken und verletzten Kühe, sondern nahezu alle Tiere nicht wie vorgeschrieben lebend durch die Tierärzte begutachtet wurden. Vor Gericht schilderten die Anwälte der zwei angeklagten Tierärzte aus Glandorf und Melle, dass es eine Absprache zur Unterlassung dieser absolut wichtigen und gesetzlich unumgänglichen Kontrolle mit dem Amt in Osnabrück gegeben habe.
Die Verteidiger sprachen sogar davon, dass es in anderen Landkreisen wie Cloppenburg ähnliche Absprachen zum Rechtsbruch gäbe. Die vorgeladenen Veterinäre des Landkreises behaupteten von einer solchen Absprache nichts zu wissen. Eine Überwachung der prekär angestellten Privat-Tierärzte zur Schlachthof Kontrolle gab es in Osnabrück nicht.
Ohne Lebendbeschau keine Freigabe
“Das bedeutet, dass kein Gramm dieses Fleisches in den menschlichen Verzehr hätte gehen dürfen. Das betrifft tausende Tonnen produziertes Fleisch. Vieles davon von schwer kranken Tieren. Selbst verwesende Kadaver wurden angeliefert. Das ist ein katastrophales Versagen vom Amt, dass personelle Konsequenzen haben muss”, fordert SOKO Tierschutz Sprecher Mülln.
SOKO Tierschutz bereitet nun rechtliche Schritte gegen die Leitung des Veterinäramtes vor und fordert, dass die Verantwortlichen sofort von ihrem Dienst entbunden werden.
Der Prozess offenbarte auch andere heikle Details. Amtliche Stempel die zur freien Verfügung offen herumlagen, Schlachter die staatlichen Tierärzte bedrohen und rauswerfen oder auch einen Biohof aus Telgte, der auch mal ein Tier mit dem Vorschlaghammer totschlägt und dann den Schlachter fragt, ob sowas auffällt.
“Das zeigt, dass das staatliche Überwachungssystem der Fleischbranche völlig versagt und von der Politik dringend eingegriffen werden muss. Der Kunde hat es in der Hand. Der Tofuburger hat solche Probleme nicht,” so Friedrich Mülln.
Der Prozess wird nach drei Verhandlungstagen am 25.01.2023 abgeschlossen werden.