Tod in Liebeszelle der JVA Burg: Prozess gegen Ehemann gestartet
In Stendal hat der Prozess um den Tod von Franziska A. (35) in der Liebeszelle der Justizvollzugsanstalt Burg begonnen. Auf der Anklagebank sitzt ihr Ehemann Stephan A. (38), der bereits wegen Betrugsdelikten in Haft sitzt. Die Staatsanwaltschaft Stendal wirft ihm vor, seine Frau wรคhrend eines Langzeitbesuchs in einem speziellen Besuchsraum der JVA Burg erwรผrgt zu haben.
Prozessauftakt am Landgericht Stendal
Seit Anfang Dezember 2025 verhandelt das Landgericht Stendal den Fall. Nach der Anklage soll der Gefangene seine Ehefrau so lange am Hals gepackt haben, bis sie keine Luft mehr bekam. Trotz sofortiger Hilfe durch Justizbeamte und Rettungsdienst konnte niemand ihr Leben retten. Der Angeklagte lรคsst sich von einer Verteidigerin vertreten und schweigt zum Tatvorwurf.
Die Staatsanwaltschaft geht von Totschlag aus. Sie will im Prozess klรคren, wie es in der Liebeszelle zu der tรถdlichen Gewalt kam und ob ein Streit oder andere Auslรถser eine Rolle spielten. Die Richterinnen und Richter planen mehrere Verhandlungstage, an denen Justizbedienstete, medizinische Fachleute und Angehรถrige aussagen sollen.
Was รผber den Tag des Langzeitbesuchs bekannt ist
Der Tod der 35-Jรคhrigen ereignete sich am Nachmittag des 3. April 2025. Franziska A. besuchte ihren Mann im Rahmen eines Langzeitbesuchs in der Liebeszelle der Justizvollzugsanstalt Burg. In diesen Rรคumen verbringen Inhaftierte mehrere Stunden weitgehend unbeaufsichtigt Zeit mit nahen Angehรถrigen.
Nach ersten Ermittlungen betrat das Paar am Mittag den Besuchsraum. Spรคter bemerkten Bedienstete, dass etwas nicht stimmte, und kontrollierten die Zelle. Sie fanden Franziska A. leblos vor und leiteten sofort Reanimationsmaรnahmen ein. Ein hinzugerufener Rettungsdienst รผbernahm die weitere Versorgung, konnte sie jedoch nicht zurรผck ins Leben holen.
Eine Obduktion ergab, dass die Frau durch Gewalt gegen den Hals starb. Die Kriminalpolizei รผbernahm noch am selben Tag die Ermittlungen, sicherte Spuren und vernahm Zeugen. Der Ehemann kam in Untersuchungshaft, wรคhrend die Staatsanwaltschaft den Tatverdacht prรผfte und schlieรlich Anklage erhob.
Liebeszelle unter besonderer Beobachtung
Die Liebeszelle in Burg ist wie eine kleine Wohnung eingerichtet. Es gibt eine Sitzecke, eine einfache Kรผchenzeile und ein Bad. Der Raum soll Paaren und Familien kurze gemeinsame Alltagssituationen ermรถglichen, obwohl ein Partner in Haft sitzt. Video- oder Audioรผberwachung findet in diesen Zimmern normalerweise nicht statt, damit Gesprรคche und Nรคhe ohne stรคndige Kontrolle mรถglich bleiben.
Nach dem Tod von Franziska A. setzte die Gefรคngnisleitung Langzeitbesuche zunรคchst aus und รผberprรผfte die internen Ablรคufe. Der Fall lรถste eine Diskussion darรผber aus, wie Justizvollzug Sicherheit und menschliche Nรคhe besser in Einklang bringen kann. Opferverbรคnde mahnen mehr Schutz fรผr Besuchende an, wรคhrend Strafvollzugsexperten zugleich betonen, wie wichtig Besuche fรผr Resozialisierung und Stabilitรคt von Beziehungen sind.
Mit dem Prozess in Stendal rรผckt nun die Frage in den Mittelpunkt, was genau in der Liebeszelle passierte. Der Angeklagte gilt bis zu einer rechtskrรคftigen Verurteilung als unschuldig. Das Urteil wird zeigen, ob das Gericht von einem vorsรคtzlichen Tรถtungsdelikt ausgeht oder ob eine andere Version der Ereignisse glaubhaft erscheint.
Weitere Hintergrรผnde zu bundesweiten Fรคllen aus Polizei und Justiz finden Sie in unserer Rubrik Deutschland. Aktuelle Fรคlle mit Fahndungen und Gerichtsurteilen bรผndeln wir zudem im Bereich Fahndung.
