Zwei Polizeibeamtinnen wegen versuchter, gefährlicher Körperverletzung durch Unterlassen angeklagt
Zwei Polizisten haben in Gevelsberg (NRW) bei einer Verkehrskontrolle einen dunklen 5er BMW gestoppt. Es sieht alles nach einer Routine-Überprüfung aus. Der Fahrer, Deutsch-Russe Vitali K. (37), soll am Straßenrand eine Urinprobe abgeben.
Zufällig kommen die beiden Polizeikommissarinnen Nadine A. (32) und Patricia B. (37) in ihrem Streifenwagen vorbei. Der Polizist, der hinter dem BMW steht, gibt ein Handzeichen: Er fordert die Kolleginnen auf zu stoppen, bei der Kontrolle zu helfen.
Die Situation eskaliert wenige Augenblicke später.
Vitali K., ein per Haftbefehl gesuchter Dealer, zückt eine Pistole, feuert um sich. Von einer Kugel getroffen sinkt ein Polizist (29) schwer verletzt zu Boden.
Sein Streifenpartner (23) erwidert das Feuer. Es fallen 21 Schüsse.
Kein einziger davon wurde von den beiden Kommissarinnen abgefeuert!
Statt den Kollegen im Kugelhagel beizustehen, sollen die Beamtinnen weggerannt sein. Sie sollen ein Auto gestoppt haben, um sich in Sicherheit zu bringen.
Erst später kehrten die Frauen an den Tatort zurück, halfen bei den Absperrmaßnahmen. Der Schütze war zu diesem Zeitpunkt schon geflüchtet.
Gegen die beiden Polizeikommissarinnen Nadine A. (32) und Patricia B. (37) wurde bereits Anfang Februar Anklage erhoben. Der Vorwurf: versuchte gefährliche Körperverletzung durch Unterlassen.
„Es wäre ihre Pflicht gewesen, den eigenen Kollegen Hilfe zu leisten“, sagt Bernhard Kuchler (47), Sprecher des Amtsgerichts Schwelm. Bis auf eine Versetzung in den Innendienst ist den Angeklagten bisher nichts passiert.
Der Prozess wurde wegen Corona bereits einmal verschoben. Er soll im November beginnen. Bei einer Verurteilung drohen den Frauen die Entfernung aus dem Polizeidienst und der Verlust des Beamtenstatus.