Es ist eine ungewöhnliche Karriere: Arbeiterkind, Wissenschaftler, heute Bundesminister. Wie hat hat es der politische Außenseiter ins Zentrum der Macht geschafft? Seit Dezember 2021 ist Karl Lauterbach Bundesminister für Gesundheit und polarisiert wie kein anderer deutscher Spitzenpolitiker. Einerseits ist er laut Meinungsumfragen einer der beliebtesten deutschen Politiker.
Andererseits ist Lauterbach heftigsten Anfeindungen vor allem aus dem Lager von Kritiker:innen der Corona-Schutzmaßnahmen ausgesetzt. Er erhält regelmäßig Morddrohungen, es gab Anschläge auf sein Wahlkreisbüro. Mittlerweile lebt Lauterbach als einziger Bundesminister mit der so genannten Sicherheitsstufe 1. Lange Zeit haben seine Anhänger:innen Lauterbach gefeiert, vor allem in den sozialen Medien. Doch in jüngster Zeit muss er sich dort auch heftige Kritik gefallen lassen. Für bisherige Befürworter geht der Minister inzwischen zu viele Kompromisse in der Corona-Politik ein. Der Vorwurf: Lauterbach lasse sich von seinen FDP-Ministerkollegen über den Tisch ziehen. Eng mit dem Gesundheitsminister verbundene Projekte drohen zu scheitern – zum Beispiel die Impfpflicht oder das neue Infektionsschutzgesetz. Nun muss die deutsche Gesundheitspolitik auch noch mit einer weltpolitischen Katastrophe umgehen. Der Krieg Russlands in der Ukraine fordert auch Lauterbachs Ministerium, das sich um die medizinische Versorgung von Geflüchteten, Medikamententransporte in die Ukraine und Evakuierungen kümmern muss. Kaum ein deutscher Journalist hat Karl Lauterbach in den vergangenen Jahren intensiver beschrieben als der Autor Markus Feldenkirchen. Jetzt hat er Lauterbach erstmals mit der Kamera begleiten können – durch die aufreibende Zeit seit Übernahme des Ministeramtes. Feldenkirchen ist exklusiv bei internen Sitzungen im Gesundheitsministerium dabei, fährt mit Lauterbach zu Gesprächen mit kritischen Bürger:innen in Dresden – und erlebt ihn an einem der wenigen halbwegs freien Tage beim Tischtennis mit seinem alten Freund Günter Wallraff. Lauterbach zeigt Feldenkirchen seine alte Schule – und beim Abendessen erklärt er, warum er seit mehr als drei Jahrzehnten alle Speisen ausschließlich ungesalzen zu sich nimmt. Am Ende der Begleitung kommt es zu einem letzten Treffen. Markus Feldenkirchen konfrontiert Karl Lauterbach mit dem filmischen Porträt, das er von ihm gemacht hat, mit seiner subjektiven Sicht auf diesen umstritte-en Politiker. Feldenkirchens Urteil ist ehrlich, offen und nicht immer angenehm für seinen Gesprächspartner. Aber Lauterbach bekommt im abschließenden Interview die Chance zu reagieren – und das Bild, das sich Feldenkirchen von ihm gemacht hat, für die Zuschauerinnen und Zuschauer zu vervollständigen. Diese Kombination aus Reportage, lebendigen Gesprächen sowie Feldenkirchens präzisen Kommentaren ist einzigartig und ergibt ein Porträt von großer Tiefe und Schonungslosigkeit, das die Oberfläche durchbricht.
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