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Kreis Neuwied: Landrat fordert Aussetzung der Coronazahlen-Erfassung

Seit mehr als zwei Jahren tobt die Pandemie. Seit mehr als zwei Jahren sind

die Mitarbeiter im Gesundheitsamt im Dauerstress. „Ich kann mich bei den Kollegen nur im

Namen aller Bürgerinnen und Bürger für ihren großen Einsatz bedanken“, betont Landrat

Achim Hallerbach und zählt auf, dass er 15 zusätzliche Kollegen für das Thema Corona

eingestellt hat. Damit sind aktuell 27 Vollzeit-Mitarbeiter plus einige 450-Euro-Kräfte fast

ausschließlich mit dem Thema beschäftigt. „Die Belastung ist hoch“, weiß der Landrat, der

auch nicht verhehlt, dass es einige Langzeit-Krankschreibungen gibt.

„Es war und ist ein riesiger Aufwand“, sagt er und stellt klar, dass die Erledigung natürlich

alternativlos war. „Die Arbeit der Kollegen hat maßgeblich dazu beigetragen, die Pandemie

unter Kontrolle zu halten und unser Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Sie haben Leben

und Gesundheit geschützt“, betont der Landrat. In den vergangenen Tagen und Wochen

jedoch steige die Frustration. Denn Omikron hat eine Welle an Neuinfektionen

hervorgebracht, die die Erfassungssysteme des Gesundheitsamtes praktisch überspült hat. Der

Rückstand bei der technischen Erfassung war groß, an einem Tag waren zum (späten)

Feierabend noch 2500 unbearbeitete E-Mails im Postfach. Aufgrund von Umorganisation und

personeller Verstärkung konnte das in einem Kraftakt mittlerweile aufgeholt werden. Doch

es bleibt die Frage: Wer hat noch etwas von tagesaktuellen und sehr detailliert erfassten

Zahlen? „Ob unsere Inzidenz an einem Tag bei 600, 900 oder 1400 liegt, interessiert

mittlerweile ja eigentlich niemanden mehr“, weiß Landrat Achim Hallerbach. Auswirkungen

in Form von Einschränkungen oder Lockerungen folgen daraus schließlich nicht mehr. „Der

Durchseuchungsprozess läuft doch ganz offensichtlich“, redet er nicht drumherum und fordert

daher klipp und klar, die Erfassung auszusetzen oder mindestens stark zu vereinfachen. „Da

werden Daten ohne Ende gesammelt. Es ist ein Aufwand ohne erkennbaren Ertrag. Zurzeit ist

die Pandemie ohnehin überall. Es gibt keine einzelnen Hotspots, die wir eindämmen könnten.

Und wir sind nicht das Statistische Landesamt“, stellt er klar und macht auf ein weiteres

Problem aufmerksam: „Erfasst werden ohnehin nur positive PCR-Tests. Mittlerweile reicht

 
 
bei Erwachsenen in vielen Bereich jedoch ein Poc-Test (Schnelltest), sodass die Daten

ohnehin unvollständig sind.“ Daher sei es wesentlich sinnvoller, die vorhandenen Kräfte zum

Schutz der vulnerablen Gruppen einzusetzen.

Auch sonst wäre genug Arbeit da. „Den Kollegen würde nicht langweilig“, ergänzt die

stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes, Ilonka Degenhardt. Durch die – notwendige –

Konzentration auf die Pandemie sei in den anderen Bereichen einiges liegengeblieben. „Wir

haben uns da auf das Nötigste konzentrieren müssen“, sagt sie.

Hinzu kommt, dass das Gesundheitsamt mit der Umsetzung der einrichtungsbezogenen

Impfpflicht vor einer neuen, großen Aufgabe steht. „Die Arbeit werden unsere Kollegen

übernehmen müssen“, weiß der Landrat, der dabei aber kein Missverständnis entstehen lassen

will: „Ich habe immer die Bedeutung der Impfungen unterstrichen. Sie sind unsere beste

Waffe im Kampf gegen das Virus. Nur dank der Impfungen erleben wir bei den aktuellen

Fallzahlen keine Katastrophe. Von daher unterstütze ich die Impfpflicht und ihre konsequente

Umsetzung – auch wenn es eigentlich selbstverpflichtend sein sollte, wenn man mit diesen

besonders gefährdeten Menschen arbeitet“, sagt der Landrat.

Für die Umsetzung braucht es aber eben das entsprechende Personal. „Wenn wir die

Erfassung der Zahlen aussetzen, würde das definitiv Kapazitäten freisetzen“, sagt er und

macht noch einmal deutlich, dass es sich dabei um eine temporäre Maßnahme handeln könnte.

„Wenn wir wieder in Bereichen sind, in denen darum geht, einzelne Ausbrüche früh zu

erkennen, ist es sinnvoll – und gleichzeitig auch ein ganz anderer Aufwand als jetzt, da wir

mit Meldungen praktisch überschwemmt werden.“

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