Großbrand im Wang Fuk Court in Hongkong: Mindestens 65 Tote und Hunderte Vermisste
Beim Großbrand im Wang Fuk Court in Hongkong sterben nach offiziellen Angaben mindestens 65 Menschen, fast 300 Bewohner gelten weiterhin als vermisst. Der Brand brach am Mittwochnachmittag Ortszeit in dem gewaltigen Wohnkomplex im Tai-Po-Distrikt aus und erfasste innerhalb kurzer Zeit sieben der acht Hochhäuser. Feuerwehrleute kämpfen stundenlang gegen Flammen, dichten Rauch und herabstürzende Teile von Gerüsten, während Rettungsteams noch immer nach Überlebenden suchen.
Der Wohnkomplex Wang Fuk Court umfasst acht bis zu 32 Stockwerke hohe Blöcke mit fast 2000 Wohneinheiten. Viele Menschen werden im Inneren von Rauch und Hitze überrascht, während andere über Treppenhäuser und Dächer fliehen. Zahlreiche Bewohner verlieren bei dem Feuer all ihre persönlichen Habseligkeiten.
Wie der Großbrand im Wang Fuk Court in Hongkong eskalierte
Der Brand entzündet sich am Mittwochnachmittag gegen 14.51 Uhr Ortszeit. Augenzeugen berichten von Flammen an den Außenfassaden und an mehreren Baugerüsten aus Bambus, die entlang der Wohnblöcke stehen. Innerhalb kurzer Zeit breitet sich das Feuer über die Gerüstkonstruktionen und die Hausfassaden auf weitere Gebäude aus. Der starke Wind treibt Funken und brennende Teile von einem Block zum nächsten.
Einsatzkräfte stufen das Feuer als Level-5-Ereignis ein – die höchste Alarmstufe in Hongkong. Rettungskräfte evakuieren Hunderte Bewohner, richten Notunterkünfte ein und versorgen Verletzte in umliegenden Krankenhäusern. Für zahlreiche Familien beginnt ein banges Warten, weil Angehörige als vermisst gelten.
Brandursache noch unklar – mehrere Faktoren im Fokus
Renovierungsarbeiten, Bambusgerüste und Styropor als Brandbeschleuniger
Der Großbrand im Wang Fuk Court in Hongkong trifft einen Komplex, der bereits seit Monaten umfassend renoviert wird. An den Fassaden verlaufen Bambusgerüste, wie sie in Hongkong nach wie vor weit verbreitet sind. Ermittler prüfen, ob Gerüstbauteile, Schutznetze und Kunststoffplanen die Ausbreitung der Flammen beschleunigen.
Bewohner berichten, dass Bauarbeiter viele Fenster mit Styroporplatten und anderen Dämmstoffen abdeckten, um Staub und Lärm zu reduzieren. Diese Materialien gelten als leicht entflammbar. Nach ersten Einschätzungen könnten sie im Ernstfall wie ein Brandbeschleuniger gewirkt und Flammen sowie Rauch zusätzlich angefacht haben.
Zigaretten als möglicher Auslöser des Feuers
Zeitzeugen schildern, dass sie über längere Zeit Zigarettenstummel an Fensterbänken und an den Gerüsten fanden. Sie gehen davon aus, dass sowohl Bauarbeiter als auch Bewohner ihre Zigaretten dort achtlos wegwarfen. Die Ermittler klären jetzt, ob eine weggeworfene Zigarette den Brand ausgelöst haben könnte – etwa, indem sie styroporverkleidete Bereiche oder Kunststoffnetze an den Gerüsten entzündete.
Mögliche Mängel beim Brandschutz
Bewohner schildern, dass im Zuge der Sanierungsarbeiten einzelne Feuermelder und Anlagen außer Betrieb standen, weil Bauarbeiter die Treppenhäuser intensiv nutzten. Zudem sollen Luftschächte mit Schaumstoffplatten blockiert gewesen sein. Solche Eingriffe können Fluchtwege einschränken, Rauchabzugssysteme beeinträchtigen und die Rettung erheblich verzögern.
Feuerwehrleute vor Ort berichten, dass Schutznetze und Plastikplanen an den Gerüsten deutlich intensiver brannten, als dies bei vorschriftsmäßigen, schwer entflammbaren Materialien zu erwarten wäre. Die Untersuchung konzentriert sich nun darauf, ob Baumaterialien oder provisorische Installationen gegen Brandschutzvorschriften verstoßen.
Festnahmen wegen fahrlässiger Tötung
Die Polizei nimmt drei leitende Mitarbeiter des für die Sanierung zuständigen Bauunternehmens fest, darunter zwei Geschäftsführer und einen Berater. Die Ermittler werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor, weil sie möglicherweise den Einsatz ungeeigneter Baustoffe zuließen und Brandschutzmaßnahmen missachteten. Die Staatsanwaltschaft prüft Anklagen wegen fahrlässiger Tötung in mehreren Dutzend Fällen.
Gleichzeitig werten Ermittler Videoaufnahmen aus, auf denen Arbeiter beim Rauchen auf den Gerüsten zu sehen sein sollen. Auch interne Dokumente zur Ausschreibung und zu den verwendeten Materialien stehen im Fokus, um mögliche Verstöße gegen Bau- und Brandschutzrecht nachzuweisen.
Unterstützung für Betroffene und internationale Aufmerksamkeit
Zahlreiche Bewohner des Wang Fuk Court verlieren bei dem Feuer ihre Wohnungen. Behörden richten Notunterkünfte ein, psychologische Betreuer kümmern sich um traumatisierte Familien. Hilfsorganisationen sammeln Spenden, um die Menschen mit Kleidung, Medikamenten und dem Nötigsten zu versorgen.
Der Großbrand im Wang Fuk Court in Hongkong löst eine breite Debatte über Gebäudesicherheit und Sanierungsprojekte in dicht besiedelten Hochhaussiedlungen aus. Politiker und Experten fordern strengere Kontrollen bei Baugerüsten, Fassadenmaterialien und Brandschutzkonzepten, damit sich eine Katastrophe dieses Ausmaßes nicht wiederholt.
Offizielle Informationen zur Lage vor Ort und zum weiteren Vorgehen veröffentlichen unter anderem die Hong Kong Police Force und das Hong Kong Fire Services Department. Weitere aktuelle Meldungen und Hintergründe zu Unglücken und Großeinsätzen finden Leser auch in den Rubriken Deutschland, Bremen und Fahndungen auf unserem Portal.
