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Das Ende der Kreidezeit an einem Koblenzer Gymnasium

Das Ende der Kreidezeit
 
Folgt auf die Ablösung der Schiefertafel nun auch das Ende der Kreide?
Das Görres Gymnasium greift die zunehmende Digitalisierung auf und setzt in Zukunft auf Touch-Bildschirme.

Das Görres-Gymnasium mit seinen rund 550 Schülerinnen und Schülern ist vom Schulträger Koblenz als Pilotschule im Digitalpakt Schulen 2019-2024 ausgewählt worden. Aus diesem Bundesförderprogramm entfällt auf die Stadt Koblenz eine Fördersumme in Höhe von 8.562.088,10 €. Diese steht für 42 Koblenzer Schulen an 44 Standorten zur Schaffung und Verbesserung von IT-Infrastruktur (IT-Verkabelung, WLAN, Serverstrukturen und digitale Endgeräte) zur Verfügung. Die Antragstellung und –genehmigung wird über die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) abgewickelt. Im Verlauf des Antragsverfahrens für die Pilotschule Görres-Gymnasium zeigte sich, dass die Bearbeitungszeit derzeit noch zu lange ist. Dies erklärt auch den bisher allgemein kritisierten schleppenden Mittelabruf. Hier ist dringend eine deutliche Beschleunigung notwendig, wobei dabei auch berücksichtigt werden muss, dass die ISB unter anderem noch zusätzlich das Corona-Soforthilfeprogramm federführend betreut. Für die kommenden Anträge geht der Schulträger Koblenz aber von einer deutlich kürzeren Bearbeitungsdauer aus.
Inzwischen laufen die Umbauplanungen für das Görres-Gymnasium auf vollen Touren und es konnten bereits die Grüntafeln und White-Boards in den Klassenräumen durch Touch-Panels ersetzt werden. Die Schulleitung hat sich bewusst für den kompletten Umstieg auf Touch-Panels entschieden. In Zukunft wird der Unterricht am Görres-Gymnasium somit kreidefrei erfolgen. Die Schulleiterin Frau Dr. Ute Mittelberg und der stellvertretende Schulleiter Bastian Staudt sehen darin große Chancen: „Deutschland hat bei der Digitalisierung in der Schule deutlichen Nachholbedarf. Wir sehen in einer Unterrichtsgestaltung, die digitale Möglichkeiten pädagogisch sinnvoll einbindet, eine große Chance zur Verbesserung der Unterrichtsqualität. Die digitale Ausstattung mit Touch-Panels und iPads ermöglicht beispielsweise ein gemeinsames Bearbeiten von Aufgaben. Online-Inhalte können schnell und unkompliziert in Lernprozesse integriert werden. Das Lernen kann so individueller auf eine gesamte Lerngruppe, aber auch auf einzelne Schüler zugeschnitten werden.“
 
Die komplette Umstellung auf ein Touch-Bildschirmsystem wird aber eher die Ausnahme bleiben. Die meisten Schulen führen Unterricht mit den Touch-Panels als Ergänzung zum herkömmlichen Unterricht mit Kreidetafeln ein. Schulamtsleiter Jürgen Karbach sieht hier eine mittelfristige Entwicklung. „Durch den gezielten Einsatz von digitalen Unterrichtsmitteln wird auch die Akzeptanz schnell steigen. In bestimmten Bereichen hat der digitale Unterricht einfach deutliche Vorteile, deswegen muss aber nicht gleich das gesamte System in Frage gestellt werden. Zum effektiven Einsatz der neuen Möglichkeiten gehört natürlich auch, dass die Lehrkräfte entsprechend geschult werden. Diese Angebote werden wir bereitstellen. Die Stadt Koblenz hat mit dem Koblenzer Schulnetz bereits früh eine Vorreiterrolle in Rheinland-Pfalz übernommen und auch im Bereich des digitalen Unterrichts können und sollten wir unser Know-How und unsere Erfahrung ausspielen und den Bildungsstandort Koblenz nachhaltig stärken.“
Ein Ende des Tafelunterrichts ist in Koblenz also zunächst nicht zu erwarten, allerdings werden die Weichen klar in Richtung Zukunft gestellt – durch Vernetzung, durch den Einsatz von digitalen Geräten und Medien und durch gezielte Schulung der Lehrkräfte. „Gerade in Zeiten der Pandemie zeigen sich sowohl die Bedeutung als auch die Möglichkeiten digitaler Unterrichtsformate“, bekräftigt die Dezernentin für Bildung und Kultur der Stadt Koblenz, PD Dr. Margit Theis-Scholz. „Deswegen müssen jetzt alle Anstrengungen unternommen werden, um die Voraussetzungen dazu an allen Schulen zu schaffen.“

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