Seit Monaten streiten sich Einzelhändler und führende Markenhersteller um die Preise.
Edeka wird deswegen von Konzernen wie Procter & Gamble, Mars und Pepsi sowie Teilen von Henkel, Schwartau und Unilever nicht mehr beliefert.
Daten der Allianz, aber auch von Ökonomen geben Edeka recht.
Der Edeka-Verbund will im Streit um die Preisgestaltung von Markenherstellern standhaft bleiben.
Die “Gier” der internationalen Lebensmittelkonzerne lasse noch nicht nach, sagte Vorstandschef Markus Mosa in Hamburg bei der Präsentation des Jahresabschlusses.
“Und wir können sie noch weniger nachvollziehen als im vergangenen Jahr”, seien doch etliche Rohstoffe etwa für Waschmittel, aber auch Weizen, Öle und Fette wieder billiger geworden.
Früher oder später werde es eine Lösung geben, sagte Mosa.
Allerdings eher in Monaten als in Wochen. Derzeit biete Edeka verstärkt Alternativanbietern einen Marktzugang und steigere auch die Eigenmarken. Der Verbund ist mit mehr als 11.000 Geschäften und etwa 409.000 Beschäftigten größter Einzelhändler in Deutschland.
Wucher im Supermarkt
Das Märchen, dass Lebensmittel teuer sein müssen
“Wir haben aktuell 17 Konzerne, die uns nicht beliefern”, sagte Mosa. Dazu zählen demzufolge Konsumgüterriesen wie Procter & Gamble, Mars und Pepsi sowie Teile von Henkel, Schwartau und Unilever. “Wir sind ganz klar so unterwegs, dass die Markenartikelindustrie ihre Ergebnisse maximiert und lieber auf Belieferung verzichtet.”
Daten geben Edeka recht
Mosa sprach von deutlich zweistelligen Zuwächsen bei den Konzernen. “Bei uns können Sie davon ausgehen, über den dicken Daumen sind Händler erfolgreich, wenn sie mehr als vier Prozent Umsatzrendite haben.” Edeka selbst habe bei vier Konzernen teilweise einen Bestellstopp verhängt, um den Druck zu erhöhen. Wegen der Lagerhaltung habe das jedoch noch keinen Einfluss auf den Warenbestand in den Geschäften, sei vielmehr ein Warnschuss.
Bestärkt fühlt sich Mosa in seiner Haltung durch die Untersuchung des Kreditversicherers Allianz-Trade. Der hatte festgestellt, dass “übermäßige Gewinnmitnahmen” von Lebensmittelherstellern spürbar zur Lebensmittelinflation im vergangenen Jahr beigetragen hätten.
Auch Ökonomen von Großbanken wie der Schweizer UBS oder der französischen Société Générale sind der Meinung, dass viele Preissteigerungen schon längst nicht mehr gerechtfertigt sind.
Mehr Kundschaft bei Netto
Obwohl mehrere Konzerne einen Lieferstopp verhängt haben und damit jeder für sich auf Umsätze von mehreren Hundert Millionen Euro verzichte, sei der Gesamtumsatz im Edeka-Verbund im vergangenen Jahr um rund 5,6 Prozent oder 3,5 Milliarden Euro auf 66,2 Milliarden Euro gestiegen, sagte Mosa.
Die rund 3500 selbstständigen Kaufleute der genossenschaftlichen Organisation erzielten in ihren Läden den Angaben zufolge rund 36,5 Milliarden Euro. Das seien 1,8 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor.
Angesichts massiv steigender Preise und einer hohen Inflation habe besonders der Discounter Netto zugelegt.
Dort stiegen die Umsätze den Angaben zufolge um 1,1 Milliarden auf 15,8 Milliarden Euro.
Bei den Marktanteilen habe Edeka 0,4 Punkte verloren, bleibe aber mit 21,7 Prozent größter Einzelhändler in Deutschland. Laut Mosa wurde das Minus weitgehend ausgeglichen durch ein Plus von 0,3 Punkten auf acht Prozent bei Netto. Danach folgten Rewe mit 16,2 Prozent, Aldi mit 15,4 Prozent und Lidl mit 10,9 Prozent.
NTV – WELT