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Staatsanwalt bestätigt – offizielle Ermittlungen gegen Kardinal

Köln - Dom - Woelki

Köln – Hat der Kölner Kardinal Woelki eine Liste von Missbrauchstätern bereits 2015 offiziell gekannt? In einer eidesstattlichen Versicherung hat er das ausdrücklich bestritten, gerät jetzt aber erneut schwer unter Druck.

Grund sind die Aussagen einer früheren leitenden Mitarbeiterin im „Kölner Stadtanzeiger“ (KSTA), die jetzt die Staatsanwaltschaft Köln erneut auf den Plan rufen: Sie hat am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren gegen den umstrittenen Kirchenmann eingeleitet!

Untersucht werde der Vorwurf der falschen Versicherung an Eides Statt, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn.

Konkret geht es um den früheren „Sternsinger“-Präsidenten Winfried Pilz, der 2019 verstorben ist. Er war im Jahr 2014 von Woelkis Vorgänger Kardinal Meisner mit einer Geldzahlung und einem Kontaktverbot zu Minderjährigen bestraft worden. Allerdings hatte Meisner die wichtige Meldung darüber an Pilz‘ Wohnbistum Dresden-Meißen entgegen den Vorschriften unterlassen.

Dies hätte Woelki ein Jahr später, also 2015, nachholen müssen. Doch die Akte Pilz ist damals laut Erzbistum bereits geschlossen gewesen, Woelki habe sich erst in der vierten Juniwoche 2022 erstmals damit beschäftigt. Das stimmt laut den nun getätigten Aussagen der Ex-Mitarbeiterin nicht.

Hildegard Dahm, die frühere Assistentin des Kölner Personalchefs Pfarrer Stephan Weißkopf, sagt jetzt im Kölner Stadtanzeiger, dass Woelki die Liste mit Namen von Missbrauchstätern und Namen bereits im Januar 2015 gekannt haben MUSS.

Sie selbst habe die Excel-Liste mit Zusatzinformationen vorbereitet für ein Treffen ihres Chefs, dem Kardinal und Oliver Vogt, dem Leiter der Stabsstelle Prävention/Intervention. Dabei kann sie sich speziell an den Namen Pilz erinnern, weil er damals erst eine Rate der Geldstrafe gezahlt hatte.

Woelki behauptet bis heute, dass er erst sieben Jahre später, im Juni 2022, mit dem Fall befasst war. Dazu Hildegard Dahm im KSTA: „Das ist nicht wahr. Mag sein, dass er sich das Blatt mit Pilz und den anderen 13 Namen nicht angeschaut hat. Aber befasst habe ich ihn damit. Ganz eindeutig. Deshalb war ich auch so entsetzt über die Selbstdarstellung des Kardinals in der Öffentlichkeit.“

Sie habe es „nicht mehr ausgehalten (…), Dinge aus erster Hand zu wissen, die den öffentlichen Aussagen von Kardinal Woelki widersprechen, speziell zum Fall des früheren Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz“, sagt Dahm.

Nach einem großen Woelki-Interview im KSTA will sie dem Kardinal eine E-Mail geschrieben und um ein Gespräch gebeten haben. Bis heute habe sie darauf keine Antwort bekommen.

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