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Hormongift in Dosentomaten nachgewiesen

Tomaten - Gift - noch keine Rückrufaktion

Geschälte Tomaten u.a. von Mutti und Lidl

Bisphenol A wird zum Problem in Dosengemüse: Alle geschälten Tomaten aus Dosen in unserem Test überschreiten jene Tagesdosis, die nach neuesten Erkenntnissen als unkritisch gilt. Das berichtet Ökotest.
Nur zwei Marken aus dem Glas sind dagegen sauber.

  • Im Test: 20 Konserven mit geschälten Tomaten, acht davon aus Bio-Anbau.

    Zwei Produkte wurden in Gläser abgefüllt.

  • In allen 18 Dosentomaten haben wir Bisphenol A (BPA) in Gehalten gemessen, die wir als “stark erhöht” bewerten. Insgesamt ist nur ein Produkt empfehlenswert. 
  • Immerhin:
    Pestizide sind diesmal kein Thema. Zudem sind wir nur einmal auf ein Schimmelpilzgift gestoßen.
  • Die meisten Anbieter im Test legen zwar ihre Lieferketten bis zu den landwirtschaftlichen Betrieben vollständig offen – aber nur wenige belegen ihre Bemühungen um faire Arbeitsbedingungen. Auch was den nachhaltigen Anbau angeht, gibt es reichlich Luft nach oben.

Es klingt verheerend:
Mit einer Konserve eines Anbieters aus unserem Test nimmt ein erwachsener Mensch mit 60 kg Körpergewicht 28 Mal mehr Bisphenol A (BPA) auf, als die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nach neuester Einschätzung für unschädlich hält – und das bereits, wenn er davon umgerechnet den Inhalt knapp einer Dose pro Woche isst.

Mit einer anderen getesteten Dose sind es immerhin noch gut viermal so viel. Die restlichen Dosentomaten im Test liegen irgendwo dazwischen, aber alle überschreiten sie die neuerdings tolerable Tageshöchstdosis um ein Mehrfaches.

Und das, obwohl wir schon seit Jahrzehnten über die Risiken von BPA reden: Als “endokriner Disruptor” kann die Industriechemikalie unser Hormonsystem beeinflussen. Zudem ist sie in der CLP-Verordnung offiziell als “reproduktionstoxisch beim Menschen” eingestuft. BPA steht auch im Verdacht, Brustkrebs, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern zu befördern.

Mutti, Lidl & Co.: Geschälte Tomaten im Test

Aber warum wird BPA nun auf einmal zum Riesenthema in Dosentomaten und zieht die Noten in unserem Test reihenweise nach unten? Nur die beiden Produkte aus dem Glas sind frei von Bisphenol A – und im Gesamturteil schneidet nur eines davon mit “gut” ab. Der Rest landet im Mittelfeld, eine Konserve fällt mit “mangelhaft” durch.

Unkritische Tagesdosis von BPA nun deutlich geringer

Schon lange ist bekannt, dass Bisphenol A (BPA) aus den Epoxidharzen, mit denen Konservendosen von innen lackiert sind, in Lebensmittel wandern kann. Und bereits seit einigen Jahren verbessern Hersteller ihre Dosenlacke deswegen.

Was nun aber passiert: Die Einschätzung dazu, in welch winzigen Mengen BPA bereits ein Risiko für unsere Gesundheit darstellt, hat die Industrie rechts überholt.

Denn im April 2023 hat die EFSA in einem Gutachten den “Tolerable Daily Intake” (TDI) von Bisphenol A spektakulär abgesenkt: Seither liegt die unbedenkliche Tagesdosis der Chemikalie, die über die gesamte Lebensspanne ohne Risiko aufgenommen werden könnte, bei nur noch 0,2 Nanogramm/Kilo (ng/kg) Körpergewicht – also 20.000-fach niedriger als der zuletzt 2015 festgelegte TDI.

ÖKOTEST

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